Ausgabe 03/2019
Ein Tarifvertrag muss her
Beschäftigte des privaten Postdienstleisters BWPOST wollen mehr Geld und Respekt
Diese Pausenaktion der BWPOSTler Anfang April war nur ein Anfang
„Pressehaus Stuttgart“ ist groß auf dem Schild vor der Einfahrt Plieninger Straße 150 im Stuttgarter Stadtteil Möhringen zu lesen. Weiter erfährt man: Die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten haben hier ihren Sitz, ebenso das Studio von Antenne 1, außerdem der private Postdienstleister BWPOST und viele weitere Firmen. Nicht zu übersehen ist auf dem Gelände, dass sich hier auch große Druckereigebäude befinden.
An einem Mittwoch Anfang April versammeln sich vor dem Eingang des Pressehauses Dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BWPOST. Es gibt Würstchen - und es geht ihnen um die Wurst: Ein Tarifvertrag muss her! Deshalb gab es wieder eine Pausenaktion mit gewerkschaftlichen Informationen für die Belegschaft. Viele der etwa 140 Beschäftigten von BWPOST sind bereits in ver.di organisiert, weitere gilt es zu gewinnen. Ziel ist es, stark genug für die Durchsetzung eines ordentlichen Tarifvertrags zu werden. Denn von allein kommt der nicht, das wissen alle.
Viele BWPOST-Beschäftigte haben es satt: Die Arbeit ist in den vergangenen Jahren immer härter geworden. Nun wollen sie dafür endlich mehr Respekt, mehr Rücksicht und vor allem auch mehr Lohn. Weil es daran fehlt, sind selbst langjährig dort beschäftigte Kollegen*innen inzwischen gegangen, haben sich bessere Arbeitsplätze gesucht. Aus den selben Gründen bleiben Neuanfänger oft nicht lange bei dem Unternehmen. Unbesetzte Stellen sind weiter offen, den Personalmangel müssen die Beschäftigten mit Mehrarbeit ausgleichen. Früh-, Spät- und Nachtschichten, dazu Überstunden in großer Zahl.
Das schafft. Um ganze 35 Cent wurden die Löhne zum Jahreswechsel 2019 angehoben. Bei einem Einstiegslohn, der exakt einen Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn liegt, ist das weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aus anderen Bereichen der Südwestdeutschen Medienholding Süd, zu der BWPOST gehört, erfahren die Beschäftigten viel Solidarität. Während der Pause schauen mehrere Kolleg*innen aus dem Konzern vorbei, darunter die Betriebsräte Andreas Schmitt von Antenne 1 und Samir Alicic von der Druckerei des Pressehauses. Michael Trauthig, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Medienholding Süd, sagt: „Die Arbeitsbedingungen bei der BWPOST müssen dringend verbessert werden. Bei diesem Kampf steht auch der Konzernbetriebsrat an der Seite der Beschäftigten.“