Upps ...

Jeff Bezos, Sie wissen schon, das ist der Mann mit dem schiefen Mundwinkel auf den Paketen, die er inzwischen allerorten auf dem Erdball verschicken lässt. Aber das ist alles nur Pipifax, wenn der Amazon-Chef an die Herausforderungen der Zukunft denkt. „Wir müssen auf den Mond, um die Erde zu retten“, sagte er unlängst anlässlich der Vorstellung seiner Mondlandefähre mit dem schönen Namen „Blue Moon“. Eine „nachhaltige menschliche Präsenz“ wolle er dort aufbauen. „Wir müssen zum Mond zurückkehren, um zu bleiben“, sagte Bezos auch, und das möglichst schon in fünf Jahren. Erstens wird dem guten Mann nämlich die Erde zu voll und zweitens rennt ihm die Zeit davon. Mit 55 Jahren zählt er nun zu den alten weißen Säcken, und sein Startup ist ja auch schon ein Vierteljahrhun-dert alt. Dass dieses Unternehmen ganz nebenbei in einen ökologischen Irrsinn geführt hat, zu noch mehr Abgasen auf den Straßen, Paketauslieferern, die sich bei laufendem Motor um die Parkplätze in der zweiten Reihe streiten – okay, geschenkt. Wer wie Bezos entweder in seinem Haus im Wald fernab der Zivilisation oder in anderen Sphären lebt, bekommt davon nichts mit. Ohnehin glaubt Bezos, die Schwerindustrie allein sei das Übel der Welt. Also ab mit ihr auf den Mond. Und so könne er doch auch mal etwas zurück-geben. „Amazon konnte 1994 mit wenig Kapital ins Leben gerufen werden, weil die nötige Infrastruktur dafür schon vorhanden war“, sagte er nämlich auch. „Sie hieß US Postal Service, Deutsche Post und Royal Mail.“ Hätte er all das allein stemmen müssen, hätte das Milliarden von Dollar gekostet. Jetzt hat er die Milliarden – und steckt sie in den blauen Mond. Statt in den blauen Planeten, also in die Erde, und dort am besten in die Dreiviertelmillion Beschäftigten, die sein Imperium weltweit hat. Überall stöhnen die über die teils ätzenden Arbeitsbedingungen, in diesen Tagen oft über Hetze und Hitze in den Amazon-Versandlagern. Wenn sie könnten, wie sie wollten, hätten sie ihren Oberboss schon längst auf den Mond geschossen. Aber noch brauchen sie ihn auf Erden, hierzulande etwa, bis er endlich einen Tarifvertrag unterschreibt. Bis dahin bleibt der Mann im Mond der Mann im Mond, singt Lalelu und schaut zu, wie bei Bezos weiter die Post abgeht – ganz in Ruh. Petra Welzel