Maria Kniesburges ist Chefredakteurin der ver.di publik

Da kommen die Zustände in diesem Land wieder einmal so richtig auf den Punkt. Die Lage auf den Wohnungsmärkten, vor allem in Großstädten wie Berlin, ist katastrophal. Die Mieten steigen ins Unerschwingliche. Wer als Durchschnittsverdiener etwa in Berlin oder anderen Vermieter-Eldorados eine Wohnung sucht, gerät heutzutage in helle Not. Junge Menschen am Start in ihr Berufsleben müssen in ihrem Kinderzimmer wohnen bleiben, weil eine eigene Wohnung, und sei sie noch so klein, für sie unbezahlbar wäre. Alte Menschen müssen Angst haben, ihre Miete demnächst nicht mehr zahlen zu können, mittlerweile ist bereits von „der grauen Wohnungsnot“ die Rede.

Angesichts dieser verheerenden Zuspitzungen hat der Berliner Senat einen Mietpreisdeckel angekündigt. Die Mieten in Berlin sollen fünf Jahre lang nicht steigen. Das wäre schon mal was. Wenn auch noch nicht klar ist, wie das genau aussehen soll und wie viele Schlupflöcher dieser Deckel haben wird, wenn er denn kommt. Wie etwa seinerzeit die sogenannte Mietpreisbremse ohne Bremseffekt. Am 18. Juni jedenfalls will der Senat die Eckpunkte für den Mietpreisdeckel und damit den Stopp für Mieterhöhungen beschließen.

Ein Skandal ohnegleichen, ruft der Eigentümerverband „Haus & Grund“ Berlin. Und fordert die in seinem Verband organisierten Vermieter auf, ihren Mietern vor dem 18. Juni unbedingt noch schnell eine Mieterhöhung anzukündigen beziehungsweise anzudrohen. „Die womöglich letzte Chance, die Miete zu erhöhen, endet am 17. Juni 2019“, heißt es auf der Website des Verbands. Es gehe um die Interessen ihrer Mitglieder, sagte der Verbandschef, und auch darum, „ein Zeichen zu setzen gegen die linke Wohnungspolitik“. Flankiert wird der Mann vom Berliner FDP-Landesvorsitzenden, der den Deckel als „sozialistische Fantasie“ wegreden will. Sind doch wegen des angekündigten Mietpreisdeckels prompt die Aktienkurse großer Immobilienkonzerne nach unten gerutscht.