Hans Wunder (60), Flugdienstberater, Condor

Es gibt in Deutschland rund 300 lizensierte Flugdienstberater. Ich habe meine Ausbildung 1988 an der Fliegerschule der Lufthansa in Bremen gemacht, seit Januar 1991 bin ich bei der Condor in Frankfurt/Main. Die vier Bildschirme auf meinem Arbeitstisch brauche ich für unser Flugkalkulationssystem. Wir rechnen aus, wie ein Flieger so sicher, komfortabel und angenehm für die Passagiere und so wirtschaftlich wie möglich von A nach B kommt. Es gibt tausend Möglichkeiten. Aber vor allem: Sicherheit ist unsere Priorität. Wir geben die ganzen Parameter ein. Da kommen viele Faktoren zusammen, zum Beispiel Wetterbedingungen, Windgeschwindigkeit, Gesamt- und Leergewicht der Maschine, Kerosin-, Fracht- und Personengewicht. Hier auf dem Bildschirm habe ich gerade die Berechnung für einen Flug von Frankfurt/Main nach Minneapolis erstellt. Die Route geht über Island, Grönland, die Ostküste von Kanada. Da sehen wir ein klein wenig Unwetterwolken. Der Rückflug wird wahrscheinlich südlicher als der Hinflug liegen. Alle Daten werden den Crews spätestens zwei Stunden vor dem Flug übergeben, Besonderheiten auch persönlich besprochen. Das letzte Wort hat aber immer noch der Kapitän.Wir sammeln und werten weltweit Informationen aus und versuchen zum Beispiel, Unwetter und Turbulenzen zu vermeiden. Wir haben auch Informationen über die Flughäfen, schlagen alternative Landemöglichkeiten vor, registrieren Verspätungen und Flugausfälle und versuchen, Ersatz zu bekommen. Auf den einzelnen Bildschirmen erhalte ich alle Informationen für das Flugplanungssystem, Daten der Flugüberwachung, Vorschriften und Besonderheiten in den einzelnen Ländern, Auffälligkeiten, Landkarten, auch alle Telefonnummern für Notfälle. Da hat sich in meinen gut 30 Berufsjahren viel verändert. Früher waren die Rechner noch riesige Kisten. Und wir haben viel mehr Papier verbraucht. Es gibt auch richtig knifflige und komplizierte Sachen. Wenn ein kranker Passagier an Bord ist, bereiten wir den Empfang vor, sorgen für Ärzte und Krankenwagen. Beim Erdbeben im Iran hat die Condor Sondermaschinen aufgelegt, ebenso beim Tsunami in Thailand.

Ich habe meine Ausbildung noch von der Fluggesellschaft finanziert bekommen, heute müssen die Anwärter für die Lehrgänge zahlen. Flugdienstberater ist immer noch ein Beruf, der gesucht wird. Wir haben hier Kollegen aus allen möglichen Berufen, vom Malermeister bis zum Meteorologen. Auch altersbedingt ausgeschiedene und Piloten im Wartestand können sich qualifizieren. Wir haben die gleiche theoretische Ausbildung wie sie. Unsere Dienststelle ist 24 Stunden am Tag besetzt. Wir arbeiten in drei Schichten. In der Gewerkschaft bin ich seit ungefähr 17 Jahren und Sprecher der Tarifkommission für die CFG Boden.Selber wollte ich nie Pilot werden, das wäre mir mit drei Kindern auch zu teuer geworden. Aber mindestens einmal im Jahr muss ich – das ist vorgeschrieben – eine Besatzung im Cockpit begleiten.Text: Heide Platen

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