Ausgabe 06/2019
Engagiert Programm machen
Erster Streik beim Südwestrundfunk (SWR)
Stuttgart – Zum ersten Mal in der Geschichte des Südwestrundfunks (SWR) haben Anfang September rund 300 Beschäftigte an verschiedenen Standorten des SWR gestreikt. Bei der Kundgebung in Stuttgart forderten die Streikenden Gehalts- und Honorarerhöhungen, die sich am Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder orientieren. In Zahlen bedeutet das jeweils 3,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt in diesem sowie im nächsten Jahr. Mit dem zweieinhalbstündigen Warnstreik zwischen 14 Uhr 45 und 17 Uhr 15 Uhr protestierten die Beschäftigten gegen das deutlich darunterliegende Arbeitgeberangebot. Die Arbeitgeber sind bislang nur bereit, 1,9 Prozent mehr pro Jahr zu zahlen.
„Dass die SWR-Beschäftigten nach Jahrzehnten guter Tarifpartnerschaft jetzt abgekoppelt werden sollen von der Tarifentwicklung im öffentlichen Dienst, ist nicht hinnehmbar“, sagte Siegfried Heim, Leiter des ver.di-Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie, bei der Streikkundgebung in Stuttgart. „Wer jeden Tag engagiert Programm für Radio, Fernsehen und Online macht, darf nicht mit unterdurchschnittlichen Lohnsteigerungen abgespeist werden, nur weil sich die Länder-Ministerpräsidenten und die Landtage nicht auf eine angemessene Erhöhung des Rundfunkbeitrags einigen können“, so Heim weiter.
Die Streikenden appellierten am ersten Arbeitstag des neuen SWR-Intendanten Kai Gniffke an diesen, sich im Rahmen der ARD für eine Rückkehr zur Orientierung der Tarifabschlüsse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an denen des öffentlichen Dienstes einzusetzen. Gniffke hatte noch vor seinem eigentlichen Arbeitsbeginn beim SWR angekündigt, die Produktionsstandards absenken zu wollen, wo es möglich ist.
Heim: „Wir laden Herrn Gniffke herzlich ein, sich zunächst einmal ein Bild von den tatsächlichen Produktionsbedingungen zu machen. Die von allen im Sender geforderte Trimedialität führt schon jetzt zu einer deutlichen Mehrbelastung der Beschäftigten, und auch schon manchmal zu einer Absenkung der Qualitätsstandards.“
Ursprünglich hatte ver.di für den SWR eine Gehaltssteigerung von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro gefordert – und darüber hinaus eine höhere Start-Eingruppierung für junge Beschäftigte, die ihre Ausbildung im SWR erfolgreich absolviert haben. Andreas Henke