Aufstand gegen den Neoliberalismus

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Unübersehbarer ProtestMario Dávila/Agencia Uno/dpa

Chile – In Chile geht die Regierung von Präsident Sebastián Piñera mit zunehmender Härte gegen die anhaltenden Massenproteste vor. Angefangen hatten sie Mitte Oktober mit Schüler-Demonstrationen gegen die Erhöhung der U-Bahn-Preise in der Hauptstadt Santiago. Nach massiven Polizeieinsätzen gegen die Protestierenden weiteten sich die friedlichen Demonstrationen zu einem landesweiten Aufstand gegen die neoliberale Politik aus, die Chile seit Jahrzehnten beherrscht. Die Menschen, die auch Anfang November wieder zu Zehntausenden auf die Straßen gingen, fordern "ein solidarisches und umlagefinanziertes Rentensystem, die Erhöhung des Mindeslohns auf 500.000 Pesos (etwa 600 Euro), die Anerkennung der Gewerkschaftsfreiheit und Tarifverhandlungen nach Branchen sowie die Gewährleistung der Grundversorgung", das Recht auf Bildung, Wohnen und Gesundheit. Das meldet das Nachrichtenportal Lateinamerika 21. Die Protestierenden fordern einen grundlegenden Wandel, die Überwindung der tiefen Kluft zwischen Arm und Reich im Land, fordern eine neue Verfassung. Und den Rücktritt von Präsident Piñera. Der lehnte einen Rücktritt noch Anfang November kategorisch ab.

Bereits Ende Oktober hatte die Regierung Piñera den Ausnahmezustand über das Land und über die Hauptstadt Santiago eine Ausgangssperre verhängt, die zwischenzeitlich auch auf andere Städte ausgeweitet wurde. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte von Ende Oktober sind im Zuge der Proteste mindestens 20 Personen ums Leben gekommen. Seit Beginn der Proteste wurden zudem 120 gerichtliche Schritte wegen Menschenrechtsverletzungen eingeleitet, darunter fünf wegen Mordes durch Polizei oder Militär und 94 wegen Folter, hiervon 18 mit sexualisierter Gewalt. Mehr als 3.500 Menschen wurden inhaftiert, mehr als 1.100 verletzt – beinahe 600 durch Schusswaffen. Für den 30. Oktober hatte der "Mesa de la Unidad Social" (Tisch der sozialen Einheit), dem über hundert soziale Organisationen und Gewerkschaften angehören, zum Generalstreik aufgerufen.

Fußballerinnen gehen in den Streik

Spanien – Die Spielerinnen der höchsten spanischen Fußball-Liga werden ab dem 16. November auf unbestimmte Zeit streiken. Ausgenommen vom Streik sind laut der Spielergewerkschaft AFE Länderspiele sowie Partien im Europacup. 93 Prozent der Spielerinnen haben sich für den Streik ausgesprochen. Anlass: Spanische Fußballklubs schmücken sich gerne mit ihren Frauenteams, lassen etwa das Spitzenspiel der Primera Division im Stadion Wanda Metropolitano stattfinden, dort, wo sonst die Männer spielen. Hinter der Fassade aber tobt ein Arbeitskampf. Die Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag mit der spanischen Klubvereinigung ACFF sind gescheitert. Die Spielerinnen fordern Ganztagesverträge, weil sie Vollprofis seien. Die ACFF sagt, Fußball sei für Frauen keine Hauptbeschäftigung. Dies wies die frühere spanische Nationaltorhüterin Ainhoa Tirapu zurück: "Wir sind zu 100 Prozent Fußballerinnen. Wir gehen früh schlafen, weil wir am Morgen Training haben, wir essen gesund, um in Form zu bleiben, und wir stehen den Klubs ständig zur Verfügung, auch für Werbeveranstaltungen."