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Woran der oder die Einzelne scheitert, haben sie gemeinsam erreicht – sie haben jetzt einen TarifvertragSebastian Schultz

Für die über 160 Beschäftigten und Auszubildenden der Senioren Centren Vitanas Bautzen und Riesa gilt ab 1. Januar 2020 erstmalig ein Tarifvertrag. Insbesondere ging es den ver.di-Mitgliedern um eine höhere Grundvergütung. Nun erhalten Pflegefachkräfte zwischen 150 und 450 Euro mehr pro Monat, was Vollzeitlöhne bis zu 2.800 Euro ermöglicht. Die Grundvergütung von Therapeuten steigt um 200 bis 340 Euro. Für nichtpflegerische Hilfskräfte konnte ein tariflicher Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde vereinbart werden. Im Bereich der Auszubildenden steigt die nach Ausbildungsjahren gestaffelte Vergütung im ersten Schritt auf 800, 900 und 1.000 Euro, ab 1. September 2020 kommen noch einmal 100 Euro dazu.

Neben der Grundvergütung stand auch das Thema "finanzieller Belastungsausgleich für Schichtarbeit und atypische Arbeitszeiten" vorn im Forderungskatalog der Gewerkschaftsmitglieder. Festgeschrieben sind nun Schicht- und Wechselschichtzulagen in Höhe von 50 und 105 Euro ebenso wie Zuschläge ab 2,20 Euro für Arbeitsstunden zwischen 20 und 6 Uhr und 30 Tage Erholungsurlaub. Endlich gibt es auch Weihnachtsgeld in angemessener Höhe (90 Prozent für Beschäftigte, 80 Prozent für Auszubildende). Und ein Versetzungsverbot außerhalb des Freistaates Sachsen ist ebenfalls tarifvertraglich gesichert.

Viele der erreichten Verbesserungen sind für Beschäftigte der Sozial- und Gesundheitsbranche, die nach dem Tarifvertrag im öffentlichen Dienst bezahlt werden, selbstverständlich. Doch in kommerziell betriebenen Altenpflegeheimen sind sie eher selten. Nun ist in Bautzen und Riesa gelungen, was in weiten Teilen der stationären Altenpflege noch im Argen liegt.

Zu dem Erfolg sagt ver.di-Verhandlungsführerin Manuela Schaar: "Das ist der Entscheidung der Mehrzahl der Beschäftigten zu verdanken, sich gewerkschaftlich zu organisieren, um gemeinsam das zu erreichen, woran der Einzelne scheitert. Die Souveränität der Pflegebeschäftigten, sich unter den Arbeitgebern für diejenigen mit fairen Beschäftigungsbedingungen zu entscheiden, ist aufgrund des leergefegten Arbeitsmarktes enorm gewachsen. Doch statt Arbeitgeberwechsel haben sich die ver.di-Mitglieder fürs Bleiben entschieden bei verbesserten Bedingungen in beiden Einrichtungen." Damit die Beschäftigten auch in Zukunft unter dem Schutz sich entwickelnder tariflicher Bedingungen stehen, geht es jetzt ums Dranbleiben. "Wir brauchen auch weiterhin aktive Kolleginnen und Kollegen sowie einen stabilen gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Zwar sind wir bis 31. Dezember 2021 in der Friedenspflicht, aber die Entscheidung, ob gekündigt und neu verhandelt werden soll, fällt schon vorher", so Manuela Schaar.