In letzter Minute

Buchtipp I – "Am Anfang dieses Buchprojekts standen eine tiefe Verunsicherung und das Gefühl, dass die umwelt-⁠, nachhaltigkeits- und klimapolitische Debatte sich in einer Art Endlosschleife verfangen hat."

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So beginnt das Vorwort zu dem Buch "Nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit", in dem eine Vielzahl von Wissenschaftler*innen in verschiedenen Kapiteln nachweisen, worin die Welt, also letztendlich wir alle tatsächlich am Nachhaltigsten sind: nämlich darin, nicht nachhaltig zu sein. Immer wieder sei in den vergangenen Jahrzehnten gesagt worden, es sei fünf vor Zwölf. Geändert habe das aber nichts. Der Regenwald am Amazonas verschwindet heute schneller denn je, Gletscher schmelzen für immer weg, und in Sibirien tauen die Permafrostböden mit noch nicht abschätzbaren, aber katastrophalen Folgen auf. Dieses Buch lässt aber auch hoffen, dass in letzter Minute vielleicht doch noch der Einstieg in die große, sozial-ökologische Transformation gelingt.

Nachhaltige NICHT-NACHHALTIGKEIT, TRANSCRIPT VERLAG BIELEFELD 2020, 334 S., ISBN 978-3-8376-4516-3, 19,99€

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Selber kochen

Buchtipp II – In den 1950er Jahren haben die Haushalte in Deutschland knapp die Hälfte des Einkommens für Essen ausgegeben. Heute sind es im Durchschnitt noch 15 Prozent. Nahrungsmittel sind billig geworden – auf Kosten der Qualität. Wir bezahlen "für unser Billigessen an anderer Stelle einen Preis", sagt der ehemalige Sternekoch Franz Keller. Würde man die Kosten, die in Folge von ernährungsbedingten Krankheiten entstehen, einberechnen, sei der Kilopreis für Fleisch oft schon im Bereich von Biofleisch. Keller geht es um den Respekt vor Lebensmitteln. Am besten wachsen sie in der Region, den Jahreszeiten angepasst. Quinoa, derzeit als Superfood gehypt, sorgt in Bolivien für Monokulturen. Die Erzeugnisse gehen in den Export, die einheimische Bevölkerung kann sich Quinoa hingegen kaum noch leisten. Für mehr Nachhaltigkeit empfiehlt Keller auch den Gang in die eigene Küche. Nur wenn man selbst kocht und nicht auf Fertiggerichte zurückgreift, kann man sicher sein, dass kein Fake-Food auf dem Teller landet. Rezeptideen dafür liefert er gleich mit. hla

Franz Keller: Ab in die Küche!, Westend-Verlag, 224 S., 24€, ISBN 978-3864892660