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Flashmob der studentischen Hilfskräfte und der "Mittelbau-Initiative Hamburg" vor der WissenschaftsbehördeFoto: ver.di

Die Aktion beginnt leise, fällt aber sofort auf: Zügig tragen die Aktivist*innen der "Mittelbau-Initiative Hamburg" und von "TV Stud" große Kartons durch das Einkaufszentrum Hamburger Meile. Auf den Kartons sind Forderungen wie "Schluss mit unbezahlter Arbeit" und "Tarifvertrag für studentisch Beschäftigte" zu lesen. Ihr Ziel ist die Wissenschaftsbehörde der Senatorin Katharina Fegebank, Bündnis 90/Die Grünen.

Dort liefern sie symbolisch mit den Kartons ihre Probleme und Forderungen ab. Sie wollen Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen. Bisher fühlen sie sich abgespeist mit Lippenbekenntnissen. Denn die Arbeitsbedingungen der studentischen Hilfskräfte (SHK), die sich in der Initiative "TV Stud" organisieren, sind seit vielen Jahren ebenso prekär wie die des akademischen Mittelbaus. Dazu zählen die nicht verbeamteten Wissenschaftler*innen.

Im akademischen Mittelbau sind Befristungen und unbezahlte Arbeit Alltag, die SHK arbeiten ohne Tarifvertrag und für wenig Geld. Die Forderungen der beiden Initiativen unterscheiden sich, richten sich aber an dieselbe Institution: die Wissenschaftsbehörde als Arbeitgeberin. Die Arbeitsbedingungen beider Beschäftigtengruppen müssen sich verbessern. Deshalb haben sie sich an diesem Tag gemeinsam zum Flashmob auf den Weg gemacht. Vor den Räumen der Wissenschaftssenatorin bauen sie die Kartons mit ihren Forderungen auf.

Erster Erfolg der Aktivist*innen ist, dass der Leiter der Präsidialabteilung der Wissenschaftsbehörde, Alexander von Vogel, ihnen noch für den selben Tag ein Gespräch anbietet.

Thomas Weisz, der bei ver.di Hamburg das Projekt "TV Stud" betreut, sagt: "Die studentischen Hilfskräfte und Tutor*innen halten an der Uni den Laden am Laufen, aber sie werden schlecht bezahlt und mit befristeten Verträgen von wenigen Monaten Dauer abgespeist. Das wollen wir ändern." Das Stundenentgelt für diese Jobs wird in einer Leitlinie des Personalamtes festgelegt und beträgt zurzeit 10,44 Euro. Das reicht in einer teuren Stadt wie Hamburg nicht aus.

Doch auch die andauernde Unsicherheit durch die befristeten Verträge sei ein großes Problem, so Weisz. Eine gesetzliche Interessenvertretung für die SHK fehlt, der Personalrat ist nach dem Gesetz für sie nicht zuständig. "Wir gehen von etwa 4.600 Studentischen Hilfskräften und Tutor*innen aus", sagt Thomas Weisz, "alle arbeiten ohne Tarifvertrag. Deshalb organisieren wir uns jetzt, damit wir möglichst schnell durchsetzungsfähig werden und in Tarifverhandlungen eintreten können."

In Berlin gibt es einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte ("TV Stud") bereits seit den 1980er Jahren. In Bremen wurde mittlerweile eine Tarifkommission gewählt. In Hamburg haben sich die Aktiven über die Universitäten hinweg vernetzt. Sie wollen die Probleme nun strukturell angehen. Ein wichtiges Thema sind dabei die Kettenbefristungen, in denen das akademische Personal arbeitet. "Ohne die Kolleg*innen gäbe es keine gute Lehre an den Unis," sagt Eva Kuschinski von der "Mittelbau-Initiative Hamburg". "Wir erwarten vom kommenden Senat konkrete Maßnahmen für bessere Perspektiven an den Universitäten."

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