Auch wenn einige Menschen in diesem Land, insbesondere Männer, es nicht wahrhaben wollen – es ist eine Tatsache, dass Frauen in Deutschland ein niedrigeres Durchschnittseinkommen haben als Männer. Diese geschlechtsbedingte Lohnlücke, den sogenannten Gender Pay Gap, beziffern Expert*innen zur Zeit mit 20 Prozent. Damit landet Deutschland im EU-Vergleich auf dem vorletzten Platz.

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Heike Langenberg ist Redakteurin der ver.di publikFoto: R. Kossmann

Ja, diese Lücke liegt auch daran, dass Frauen mehr Teilzeit arbeiten, die wiederum oft mit geringeren Stundenlöhnen entlohnt wird und die Karriere hemmt. Aber so arbeiten Frauen in der Regel nicht, weil sie zu mehr keine Lust haben. Grund ist die sogenannte Sorgearbeit – Pflege oder Kindererziehung etwa –, die zu großen Teilen an ihnen hängenbleibt. Und weil typische Frauenberufe häufig niedriger bezahlt werden, ist ihr Durchschnittsgehalt häufig niedriger. Das sind übrigens oft auch die Berufe mit Pflege, Sorge oder Erziehung.

Das Ergebnis sind nicht nur niedrigere Renten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und die Freie Universität Berlin haben addiert, was Frauen und was Männer zwischen dem 20. und dem 60. Lebensjahr so verdienen, vor Steuern, Abgaben und staatlichen Leistungen wie Eltern- oder Kindergeld. Etwas mehr als halb so viel stand am Ende der Rechnung bei westdeutschen Frauen, 830.000 Euro gegenüber 1,5 Millionen Euro von Männern. Im Osten sind die Gehälter niedriger, aber die Lücke nur unwesentlich kleiner.

Nach dieser Berechnung ist die Lücke noch deutlich größer, als es der Gender Pay Gap bislang gezeigt hat. Es ist Zeit für ein Ende der Zweifel. Stattdessen sollte dringend etwas gegen diese Ungleichheit getan werden. Dazu zählt die bessere Aufteilung der Sorgearbeit ebenso wie die Aufwertung dieser Tätigkeiten – privat wie beruflich.