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Noch vor dem Start ist die Allianz der Airlines geplatztFoto: Boris Roessler/ dpa-Bildfunk

"Alles auf Anfang" hieß es Mitte April bei Condor, Ferienfluggesellschaft und frühere Tochter der pleite gegangenen Thomas Cook Group. Wegen des Corona-bedingten Rückgangs im Flugverkehr hat sich die staatliche polnische Fluggesellschaft LOT aus dem Kaufvertrag zurückgezogen, der im Januar geschlossen worden war.

Wie alle Fluggesellschaften, deren Geschäft durch die Corona-Pandemie weitgehend zum Erliegen gekommen ist, benötigt Condor nun weitere Staatshilfen. Bereits vor der Übernahme durch LOT hatte das Unternehmen einen staatlich verbürgten Massekredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Höhe von 380 Millionen Euro erhalten. Der war Bestandteil eines Schutzschirmverfahrens, mit dem der bislang profitable Ferienflieger zunächst saniert werden konnte. "Nun soll der Kredit verlängert werden. Weitere 200 Millionen Euro können fließen, wenn die EU-Kommission zustimmt", sagt Holger Rößler, bei ver.di unter anderem für Condor zuständig. Am Ende wurden es 550 Millionen Euro, mit denen der erste Kredit vollständig abgelöst wird. Zudem hat die Bundesregierung den Ferienflieger mit etlichen Aufträgen für Rückholflüge gestrandeter Urlauber sowie Cargoflügen aus China bedacht. Und auch rumänische Erntehelfer*innen flogen zum Teil mit Condor.

"Staatshilfe ist, wenn's alle schützt"

Derzeit kann niemand wissen, wann und in welchem Umfang der Flugverkehr wieder aufgenommen wird. Deshalb gelten Staatshilfen für Condor, Lufthansa sowie Flughafendienstleister als einzige Option. Beschäftigte und Arbeitnehmervertretungen dieser Unternehmen fordern nun in einem von ver.di initiierten Offenen Brief, dass staatliche Hilfen für die Branche auch "an soziale Bedingungen geknüpft werden". Grundsätzlich sei die Unterstützung zu begrüßen, erklärte die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Christine Behle. Dabei müsse jedoch gelten: "Staatshilfe ist, wenn's alle schützt. Wir erwarten für den Luftverkehr daher die Sicherung der Arbeitsplätze und Einkommen."

Werde Steuergeld in erheblicher Größenordnung für die Rettung der Fluggesellschaften eingesetzt, müsse im Gegenzug künftig der gesellschaftliche Einfluss auf diese Unternehmen erheblich zunehmen. Die soziale Sicherung und der Erhalt der Infrastruktur seien zu garantieren, so die Gewerkschafterin. Bei Condor sind die Beschäftigten, die nicht mit den verbliebenen Flügen zu tun haben, derzeit in Kurzarbeit und damit vorerst vor Kündigungen geschützt. Doch auch in Zukunft sollte die längerfristige Existenzsicherung aller Beschäftigten eine wichtige Rolle spielen, heißt es im Offenen Brief. Gudrun Giese