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Evke StolzFoto: VER.DI MÜNCHEN

Die Corona-Krise stellt einiges auf den Kopf und verschiebt Prioritäten. Es ist aber auch vielen Menschen inzwischen klarer geworden, wie wichtig "systemrelevante Berufe" sind. Doch allein mit einem Dankeschön und Gesängen vom Balkon wird die Situation dieser Berufsgruppen nicht verbessert. Genau hier braucht es adäquate Tarifverträge und gezieltes gewerkschaftliches Engagement.

Auch die Interessenvertretungen sind aktuell gefordert wie selten. Evke Stolz, Vorsitzende einer Jugend- und Auszubildendenvertretung und aktiv in der ver.di Jugend München, sagte uns, dass besonders alltägliche Dinge – beispielsweise Sitzungen oder Azubi-Sprechstunden – erschwert seien. Aber der Kontakt zu ver.di habe geholfen, den Azubis dringende Fragen zu beantworten und sie über ihre Rechte in der Krise zu informieren. Evke Stolz ist Mitglied der Bundesjugendtarifkommission und hat uns Fragen rund um die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst beantwortet.

ver.di PUBLIK – Was motiviert Dich dazu, Dich im Tarifgeschehen so aktiv einzubringen?

Evke – Zum einen habe ich persönliches Interesse daran, mich zu engagieren und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Ich bin aber auch selbst Auszubildende in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und spüre jeden Tag deutlich, was sich alles verbessern muss, um annähernd gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu erreichen. Außerdem bin ich Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung meines Betriebs und vertrete somit nicht nur mich, sondern auch meine Mitauszubildenden. Die nächste Tarifrunde sehe ich als Chance, gemeinsam etwas zu verändern.

ver.di PUBLIK – Die aktuelle Jugendtarifkampagne hat das Motto "Tarifrebell*innen". Was wünschst Du Dir von den Azubis während der kommenden Tarifrunde?

Evke – Ich wünsche mir, dass in der Tarifrunde möglichst viele junge Arbeitnehmer*innen mitwirken und wir gemeinsam unsere Forderungen vertreten und durchbringen. Gerade durch die Corona-Krise wird deutlich, wie wichtig wir für das System sind und wie schnell das Ausbildungsziel in den Hintergrund gerät. Es wird deutlich, wie sehr wir alle gebraucht werden. Genauso sollten wir jedoch auch wertgeschätzt und behandelt werden.

Je mehr wir sind, desto stärker und lauter sind wir und desto mehr können wir auch erreichen. Ich finde, das Motto Tarifrebell*innen klingt sehr kämpferisch – und so sollten wir uns in der kommenden Tarifrunde auch verhalten."

Die aktuelle Situation stellt nicht nur die betriebliche Arbeit vor Herausforderungen, sondern auch das Arbeiten in gewerkschaftlichen Gremien. Die ver.di Jugend München hat gute digitale Lösungen gefunden, über die sich die Aktiven nicht nur hören, sondern auch sehen können. Trotzdem hoffen alle auf ein baldiges persönliches Wiedersehen.

Katharina Heymann