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Oliver Berg/dpa

Titel "Die Jugend kriegt die Krise", ver.di Publik 4_2020

Ich kann das nur aus eigener Erfahrung mit den letzten Worten bestätigen, die ich im Artikel gelesen habe: "Die Jugend von heute hat allen Grund frustriert zu sein!" In den 80er Jahren, als ich von der Schule ging, gab es ein Überangebot an jungen Leuten, die auf den Ausbildungsmarkt drängten. Da hat man sich die Rosinen aus den Kuchen gepickt; die Jahrgangsbesten unter ihnen fanden in Beruf und Ausbildung sofort Anschluss, während die mit mittlerer Reife Ehrenrunden drehen durften. Und heute?

Es ist wie ein Déja vu!

Wieder trifft es die Jugend, die Generation, die morgen das Ruder übernehmen soll! Was sind das nur für Aussichten, wenn neben dem holprigen Berufseinstieg, Schulden wegen Corona und allgemeiner Lage am Arbeitsmarkt der Eindruck entsteht: "Die da oben denken nur an sich – nach mir die Sintflut!" Ich kann die Jugend verstehen, wenn sich später dieselbe Haltung bei ihnen breitmacht. Dietmar Berkeneier, per E-Mail

Thema "Home Office für immer", ver.di Publik 4_2020

Der Mensch ist und bleibt ein Rudeltier. Im Homeoffice zu arbeiten, ist aus meiner Sicht für eine Zeit erträglich. Der Kontakt zu Kollegen fehlt, kurze Wege fallen weg und so weiter. Aber entscheidend ist und bleibt die fehlende Abgrenzung von Arbeit und Feierabend. Wenn ich nicht gerade ein abschließbares Büro habe, taucht immer wieder die Arbeit auf. Für mich ist das absolut kein Alltagsmodell.

Ich brauche auch mal Ruhe.

Noch etwas wird dabei nie besprochen: Habe ich zu Hause die nötige technische Ausrüstung, und wer bezahlt die? Wer bezahlt mir den erhöhten Wasser- und Stromverbrauch und die Internetkosten? Sicher, Laptops werden oft gestellt, aber der Rest? Yasmin Schwarz, per E-Mail

Thema "Deutsche Wohnen auf Expansionskurs", ver.di Publik 4_2020

Der Beitrag enthält viele interessante Aspekte zum Wohnungsmarkt und den Aktiengesellschaften, die sich dort tummeln – Wohnung als Ware. Merkwürdig finde ich aber, dass der Autor zwar SPD und Grüne als frühere Akteure dieser Entwicklung nennt, nicht aber die Linke. Es war nicht nur ein SPD-Senat, der die GSW verkauft hat, sondern ein SPD-Linke-Senat. Und die aktuell zuständige Senatsverwaltung in Berlin, die er zu wenig "offensiv" findet, wird von einer Linken-Senatorin geführt. Soviel Ehrlichkeit muss sein, wenn man die politisch Verantwortlichen benennt. Martin Lutze, Berlin

Kommentar "Und darum Mitglied werden", ver.di Publik 4_2020

Ich finde den Kommentar sehr gut und vor allem treffend. Mich ärgern diejenigen, die nichts tun – nicht einmal Beiträge zur Unterstützung zahlen – aber dann doch gerne die Hand aufhalten, wenn die Gewerkschaft sich erfolgreich eingesetzt hat und sie dann davon profitieren wollen. Manuela Hauptmannl, per Email

Kommentar "In der Krise sind alle Keynesianer", ver.di Publik 4_2020

Dem letzten Satz des Kollegen Dierk Hirschel in seinem Kommentar zum Konjunkturpaket und zur Finanzierung desselben kann ich uneingeschränkt folgen: "Geld ist genug da. Es ist nur falsch verteilt."

Die Frage ist nur: Wie konnte es nur dazu kommen?

In 18 Jahren Regierungsbeteiligung der SPD sind die Vermögen weniger Superreicher fast um das Dreifache gestiegen, während unter SPD-Kanzler Schröder der größte Niedriglohnsektor Europas geschaffen wurde. Noch Fragen? Werner Montel, Hattingen

Beck-Karikatur, ver.di Publik 4_2020

Zweifel und Kritik sind grundsätzlich immer gut, jedoch in diesem Fall gänzlich unangebracht. Die in der Karikatur angemeldeten Bedenken bezüglich Datenschutz und Kontrolle der Bürger durch den Staat sind in hohem Maße ungerechtfertigt, um nicht zu sagen allesamt haltlos. Keine andere Maßnahme der Bundesregierung durchlief solch eine peinlichst genaue Untersuchung und Optimierung wie die Corona Warnapp, sowohl durch Politik, Medizin als auch durch Datenschutz- und Computerexperten. Jegliche Zweifel bezüglich einer Verletzung des Datenschutzes wurden schon im Voraus ausnahmslos ausgeräumt. Die App ist die einzige Maßnahme gegen die Verbreitung von Covid-19, die auf Dauer einsetzbar ist, da sie keine Einschränkung für den Nutzer mit sich bringt (nicht wie bei Masken, Lockdowns, Reiseverbot, Social Distancing, etc.). Dadurch kann diese Maßnahme auch auf einen unbestimmten Zeitraum hin angewendet werden und auch in Zukunft unzählige Leben retten. Es ist also gut, wenn so viele Menschen wie möglich sie verwenden! Bernhard Löffler, per E-Mail

Thema "Am ausgestreckten Arm", ver.di Publik 4_2020

Wir, die Solo-Selbstständigen, haben oft keine besondere Ausstattung mit Laden, Büro oder mit betrieblich genutzten Fahrzeugen. Wofür wir das Geld aber dringend bräuchten: für unseren Lebensunterhalt und die Wohnungsmieten. Dafür aber war der Zuschuss nun ausdrücklich nicht gestattet. Und wenn noch dazu selbst der Zuschuss aus Landesmitteln als Einkommen versteuert wird, hilft uns das nicht weiter. Und so gibt es viele freiwillige Rückzahlungen der Fördermittel, oder sie werden doch lieber gar nicht erst ausgegeben aus Angst, etwas falsch gemacht zu haben oder später zur Kasse gebeten zu werden. Und Achtung: Wenn ich nun nach Erhalt von Zuschüssen doch tatsächlich sogar neue Aufträge bekomme, habe ich unter Umständen mehr Einnahmen als vorab geschätzt und so vielleicht mehr Unterstützung erhalten, als mir zusteht.

Bin ich dann gar kriminell wegen Fördermittelbetrugs?

Macht nichts, als Solo-Selbstständige mache ich ja sonst auch alles mit mir allein ab. Ich habe nur mich als Vertretung in meiner Firma, ich habe nur mich in der Urlaubsplanung zu beachten; obwohl ich nie genau weiß, wann ich eigentlich Urlaub machen soll: Bevor oder nachdem ich im Urlaub kein Geld verdiene, meine Kosten für Kranken- und ggf. Rentenpflichtversicherung aber weiterhin voll abgebucht werden? Übrigens: Bei diesen Versicherungen bin ich plötzlich nicht mehr allein, denn ich zahle ja meinen und den Arbeitgeberanteil.

Irene Gebauer, Berlin

Wir haben uns das Jahr 2020 gänzlich anders vorgestellt, als wir es seit Monaten erleben. Besonders beruflich, bei mir kam noch ein Schlaganfall dazu. Die vollmundigen Ankündigungen der politisch Verantwortlichen in Düsseldorf ließen mich hoffen, da durch die Corona-Krise mein berufliches Betätigungsfeld – Journalismus und Pressefotografie – praktisch zum Erliegen kam. Also wandte ich mich nach Ankündigung der Corona-Soforthilfe an die zuständige Bezirksregierung in Düsseldorf und reichte dort per E-Mail am Tag der Freigabe der Formulare für die Antragstellung meinen Antrag ein. Als Freiberufler hätten mir die 2.000 Euro gut über die Zeit geholfen. Nach einigen Tagen fragte ich nach, ob es eine Registrierungsnummer für meinen Antrag gibt. Antwort: Nein. Anfang April erhielt ich die Nachricht, dass mein Antrag leider nicht berücksichtigt werden könne, da das Budget erschöpft sei.

Ich könne mich ja beim Amt melden und Grundsicherung beantragen oder arbeitslos melden, mit 73 Jahren ein goldiger Vorschlag. Überdies, so der Sachbearbeiter, hätten sie 4.000 Anträge zu bearbeiten und das dauere halt. Damit war ich außen vor, und ich schrieb dann nur noch eine Mail mit der Bitte um Beantwortung meiner Frage, wie eine Stadt wie Düsseldorf nicht in der Lage ist, die Zusagen der Landesregierung einzulösen, die eine Soforthilfe versprochen hat? Darauf steht bis heuer jede Antwort aus. Wie heißt es doch im Sprichwort: Schlechte Erfahrungen sind dazu da, gemacht zu werden, aber die wünsche ich niemandem auf der Welt.

Hans-Joachim Rech, per E-Mail

Thema "Besonderer Schutz", ver.di Publik 4_2020

In Ihrem sorgfältigen Artikel über die Geschichte des Schwerbehindertenrechts schreiben Sie, dass in der NS-Zeit "Behinderte, Kriegsopfer ausgenommen, als 'Parasiten am Volkskörper'" betrachtet wurden. Mit dem vermeintlichen Schutz der Kriegsopfer unterschätzen Sie Grausamkeit und Zynismus des Regimes. In meiner inzwischen durch Ruhestand beendeten 40 Jahre währenden Verwaltungs-, Lehr- und Richtertätigkeit im Dienste des Sozialstaats erhielt ich unmittelbare Kenntnis von einem konkreten Fall: Josef Peter war geboren am 2.5.1895. Wie für diesen Geburtsjahrgang geradezu unvermeidbar, wurde er Soldat im Ersten Weltkrieg. Aufgrund seiner Traumatisierung erkrankte er Mitte der 1920er Jahre psychisch und wurde auf Dauer in eine sogenannte Irrenanstalt in Oberbayern eingewiesen. Von dort führten die bekannten "T4"-Transporte in die Landesanstalt Hartheim bei Linz. Dort starb Josef Peter angeblich am 11.12.1940 "infolge Wangenfurunkel und Sinus-thrombose". Im Klartext: Er wurde in der dortigen Gaskammer ermordet. Im Hinblick auf den Zeitablauf erlaube ich mir die unverschlüsselte Angabe der Daten. Inzwischen weiß die Forschung, dass viele schwerstbeschädigte Kriegsveteranen der "Euthanasie" zum Opfer fielen – während der "Führer" in angeblicher Vollstreckung des Vermächtnisses seiner Weltkriegskameraden gerade den nächsten Weltkrieg führte. Andreas Knipping, Eichenau

Thema "Öffentlicher Nahverkehr", ver.di Publik 4_2020

Auch den öffentlichen Nahverkehr mit Bussen und Bahnen finde ich besonders wichtig. Doch sehe ich kaum einen Beitrag darüber in der aktuellen Mitgliederzeitung.

Diese Kollegen haben uns mit ihren Bussen und Bahnen sicher durch die Corona-Krise gefahren und tun dies selbstverständlich noch. Ich betrachte auch die Damen und Herren des öffentlichen Nahverkehrs mit Bussen und Bahnen als Daseinsfürsorge und diese sollten auch hervorgehoben werden.

Klaus Hoffmann, Bonn

Spezial Digitalisierung "Auf dem Weg zur Bruchlandung", ver.di Publik 4_2020

Während Tausende wiederholt gegen Einschränkungen und Maskenpflicht demonstrieren, da sie um ihre Freiheit fürchten, obwohl es hier um Menschenleben geht, scheint sich kaum jemand für das Thema Datenschutz zu interessieren. Da ist Jens Spahn, der trotz aller Warnung und Gegenwehr, wie in ver.di publik berichtet, in autoritärer Manier über unsere Köpfe hinweg die elektronische Patientenakte erzwungen hat. Der eine Meldepflicht von Covid-19 Erkrankten und Nicht-Erkrankten unter Angabe einer Unmenge personenbezogener Daten forderte. Der Millionen gesetzlich Krankenversicherte entmündigt, indem er – ohne Einverständnis – unser aller Gesundheitsdaten der Forschung zur Verfügung stellen will. Dies sind nur wenige von vielen Beispielen, die zeigen, wie unsere angebliche Selbstbestimmung aussieht. Und nun soll auch noch durch Spionagesoftware auf unseren Handys und Computern unsere gesamte Kommunikation überwacht werden. Nicht einmal für Journalist*innen gibt es Ausnahmen. Jenen, die uns tagtäglich informieren und aufklären, was uns Politiker*innen verschweigen. Dies ist nicht allein ein Angriff auf den Datenschutz, sondern in besonderem Maße auf die Pressefreiheit und unsere Demokratie!

Ina Susanne Blinn, per E-Mail

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