Bad Hersfeld – "Es war klar. Das wird kein Spaziergang", sagt Gewerkschaftssekretär Manuel L. Sauer, "wir stellen uns auf harte Auseinandersetzungen ein." Die 160 osthessischen Beschäftigten des weltweit operierenden Versandhändlers mit Stammsitz im britischen Corby werden weit unter Tarif bezahlt. "Teilweise liegen die Löhne von RS in Bad Hersfeld bis zu 440 Euro unter denen des Großhandels-Tarifvertrags und unter dem Bruttodurchschnittslohn in Ostdeutschland", so Sauer. Das macht die Beschäftigten zunehmend wütend. Sie wollen für ihre Rechte kämpfen. Sie mögen ihre Arbeit, wollen aber ordentlich verdienen. Am Logistikstandort Bad Hersfeld ist LIBRI das einzige Unternehmen, das Tariflohn bezahlt. "Die machen ja trotzdem gute Gewinne", sagt ein RS-Beschäftigter. Seine Geschäftsführung hat bisher jedoch alle Aufforderungen von ver.di zu Tarifverhandlungen abgelehnt. Mehr noch, sie veränderte das arbeitsvertraglich vereinbarte Urlaubs- und Weihnachtsgeld, was die Kolleg*innen sehr aufbrachte. Das muss vor Gericht geklärt werden. Für ihren Tariflohn aber kämpfen die Kolleg*innen. Am 10. März fand der erste Streik in der Geschichte von RS-Deutschland statt. 95 Prozent der Mitglieder hatten für den Streik gestimmt, trotzdem waren alle sehr aufgeregt. "Man ist einerseits wütend, weil einem der Chef die kalte Schulter gezeigt hat. Andererseits hat man auch Bammel, weil man ja nicht arbeitet", erzählt der Beschäftigte, und Manuel L. Sauer ergänzt: "Ohne Streikrecht und Gewerkschaft würde das unweigerlich zur Kündigung führen. Hier aber müssen wir den Streik sicherlich ausweiten, um den Druck zu erhöhen." Zupass kam dabei, dass keine Leiharbeiter*innen zum Streikbrechen eingesetzt werden durften. Leiharbeit ist ein weiteres Thema bei RS. Bis zu 40 von ihnen sind im Betrieb. Manpower hat sogar ein eigenes Büro auf dem Betriebsgelände. ver.di möchte ihren Anteil zugunsten der Stammmbelegschaft begrenzen, wie das in vielen anderen Unternehmen gute Praxis ist. UF