Wenn sich Angela Merkel und Rosa Luxemburg gegenübersitzen, ist das kein surrealer Traum, sondern man befindet sich im ver.di-Bildungszentrum in Naumburg. Die Pappfiguren beider Politikerinnen zeigen, wie Corona-Abstand funktioniert. Um das Virus auszusperren, hat jedes ver.di-Bildungszentrum ein Sicherheits- und Hygienekonzept entwickelt, das die aktuellen Vorgaben im jeweiligen Bundesland berücksichtigt und zu den räumlichen Gegebenheiten und Seminaren passt. In allen Häusern verbindlich sind die Abstandsgebote und der Mund-Nasen-Schutz. Und überall gibt es zusätzliche Desinfektionsspender und Reinigungszyklen.

Das ver.di-Bildungszentrum Mosbach ist eines der ersten, das nach dem Lockdown wieder geöffnet hat. "Ich habe das Hygienekonzept mit dem Gesundheitsamt abgestimmt", erläutert Anja Kuhn. "Alle Wege durchs Gäste- und Haupthaus sind nun mit Hilfe von Verkehrszeichen als Einbahnstraßen ausgewiesen. Niemand kann einem auf dem Gang entgegenkommen", versichert Kuhn. "Auch im Restaurant wird alles für die Sicherheit getan", berichtet sie. Das Essen wird an die Tische gebracht. Zwischen den Plätzen herrscht Abstand. Auch zum Gegenüber. Dazwischen ist Plexiglas, das regelmäßig gereinigt wird. "Sicherer kann man nicht essen", so Kuhn. Demnächst sollen noch Kohlendioxid-Ampeln angeschafft werden, die zeigen sollen, wann zu wenig Sauerstoff im Raum ist. "Dann sind automatisch auch mehr Aerosole in der Luft, die das Virus übertragen könnten." Luftreinigungsgeräte sollen ebenfalls getestet werden.

Pause im Park

Das Bildungszentrum Saalfeld informiert mit Flyern über sicheres Verhalten, und in die Seminarräume dürfen nun weniger Menschen. Das Nadelöhr aber sind die Essensplätze. "Wo früher 90 Menschen saßen, dürfen heute nur noch 30 sein", berichtet der Leiter des Bildungszentrums, Achim Czeschka. Deshalb mussten die üblichen Freizeitaktivitäten wie Billard und Tischtennis weichen, um die Sitzgelegenheiten zu erweitern. In den Pausen wird den Gästen ein Besuch im Park schmackhaft gemacht. "Das Haus ist schön im Grünen gelegen." An der Rezeption sind Schutzwände angebracht, auch an der Essensausgabe und in der "Kneipe". Die Speisen werden als Menü auf einem Tablett überreicht. Desserts und Beilagen können selbst genommen werden. "Was uns gerettet hat, sind die guten alten Weckgläser. Die haben Deckel", berichtet Czeschka.

Die Bildungszentrale der ver.di-Jugend in Naumburg hat nach dem Lockdown zuerst zu einem Biker-Treffen geladen. "Die sind in kleinen Gruppen unterwegs und essen auch in kleinen Gruppen ", berichtet Björn Vollers, Leiter für Team und Personal. Wichtig findet er, dass die speziellen Schutzmaßnahmen für das Haus gemeinsam im Team entwickelt wurden. Das Thema Corona ist überall sichtbar gemacht und soll die Gäste an Schutzmaßnahmen erinnern. "Deshalb haben wir Pappfiguren auf Stühle gesetzt, die frei bleiben müssen", erzählt Vollers. Insgesamt seien die Gäste sehr vorsichtig. Das führe aber auch dazu, dass die Buchungen zögerlicher kommen als sonst. "Der Angstfaktor nimmt zwar langsam ab, doch die Zäsur für Aktivitäten nach dem Lockdown ist noch immer spürbar", betont er.