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Foto: Chris Emil Janßen/imago

Ulrike Gaal, Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei der Parfümeriekette Douglas, hat keinerlei Verständnis dafür, dass dieses gewinnträchtige Unternehmen demnächst rund 60 Geschäfte hierzulande und europaweit mehr als 500 schließen will. "Die Kolleginnen in den Filialen haben Douglas groß gemacht. Zum 'Dank' werden sie auf die Straße gesetzt und stehen vor der Altersarmut!", sagt Ulrike Gaal.

Viele der etwa 600 Beschäftigten, die zwischen Ende Mai dieses Jahres und April 2022 ihre Arbeit verlieren werden, haben ihr ganzes bisheriges Berufsleben bei Douglas gearbeitet und sind in einem Alter, in dem die Chancen auf einen neuen Job schwinden. "Wir werden kämpfen, um noch Schlimmeres zu verhindern", so die GBR-Vorsitzende. Bei den laufenden Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich müssten wenigstens gute Abfindungen herauskommen. Besser wären Altersteilzeitmodelle und Stellenangebote innerhalb des Unternehmens. "Bisher macht Douglas es anders: In München wurden alte Filialen geschlossen und eine neue in anderer Rechtsform eröffnet. Erfahrene Mitarbeiterinnen, die sich dort bewarben, wurden wegen angeblich fehlender Fachkompetenz abgelehnt. Absurd", sagt Gaal.

Eintritte in ver.di

Wirtschaftlich drängen sich die Schließungen nicht auf, denn die Parfümeriekette hat im Coronajahr 2020 mit 3,2 Milliarden Euro Umsatz nur wenig gegenüber dem Vorjahr eingebüßt. Allerdings wanderte ein größerer Teil der Umsätze ins Online-Geschäft, das erstmals mehr als eine Milliarde Euro zum Ergebnis beitrug. Douglas-Chefin Tina Müller erklärte, wie sich aus ihrer Sicht die Gewichtungen bereits verschoben haben: "Douglas ist ein Onlinehändler, der auch ein erfolgreiches stationäres Geschäft hat."

Die GBR-Vorsitzende Ulrike Gaal weiß jedoch, wie sehr die Beschäftigten in den Filialen schon vor Corona unfreiwillig zur Stärkung des Onlinegeschäftes beitragen mussten. "Oft fehlen bestimmte Artikel im Store. Die Verkäuferin soll die Kund*innen dann auf den Onlineshop hinweisen." In der Folge wandern viele Käufer*innen ins Netz ab – zumal die Produkte dort preiswerter sind. "Im Moment warnen Kommunalpolitiker*innen vor der Verödung der Innenstädte, wenn immer mehr online gekauft wird. Doch sie müssen etwas dafür tun, die Einkaufsstraßen attraktiver zu gestalten", meint sie. Zudem könnte die Bundesregierung Online-Umsätze mit einer Abgabe belegen, sodass die Preisunterschiede zwischen stationär und im Netz gekauften Artikeln kleiner würden.

"Die Kolleginnen in den Filialen haben Douglas groß gemacht. Zum 'Dank' werden sie auf die Straße gesetzt und stehen vor der Altersarmut!"
Ulrike Gaal, Gesamtbetriebsrats­vorsitzende bei Douglas

Gabriele Ziegler, die bei ver.di für die Betreuung der Beschäftigten zuständig ist, hatte nach der Schließungsankündigung Ende Januar Douglas als "Profiteur der Pandemie" bezeichnet. Dass nun ausgerechnet die langjährigen Beschäftigten aussortiert würden, werfe kein gutes Licht auf die Parfümeriekette. "Das Unternehmen poliert sich auf Hochglanz, aber in Wahrheit glänzt hier nichts." ver.di und die Arbeitnehmervertretung werden nun entschlossen für einen Anerkennungstarifvertrag kämpfen, so Gabriele Ziegler.

Schon vor Beginn der Schließungswelle sind viele Beschäftigte in ver.di eingetreten, Betriebsräte wurden gewählt. "Die Kolleginnen sehen, dass ihnen das Vorteile bringt", sagt Nina Begemann vom ver.di-Bezirk Ostwestfalen-Lippe. So hätten Mitarbeiterinnen aus betriebsratlosen Filialen sofort nach dem Schließungsbeschluss die Kündigung bekommen, während Douglas sich dort, wo es Arbeitnehmervertretungen gibt, an die Regeln des Betriebsverfassungsgesetzes hält.

"Wir kämpfen weiter um jeden Standort und falls es dennoch zur Schließung kommt, setzen wir alles daran, einen gerechten Sozialplan durchzusetzen", sagt Nina Begemann. Viele Beschäftigte werden nach 30 Jahren bei Douglas erstmals auf die Straße gehen und für ihre Anliegen kämpfen.