verdiStreikDeutscheBank.jpg
Beschäftigte der Deutsche-Bank-Tochter DB Direkt beim StreikFoto: Christian Ditsch

Virtuelle Streiks, Solidaritätserklärungen und Aktionen – bei der DB Direkt GmbH, einer Tochter der Deutschen Bank, ist Dampf auf dem Kessel. Die Beschäftigten fordern mehr Lohn und endlich ein volles 13. Monatsgehalt. Doch die Verhandlungen sind zäh. Nach 11 Warnstreiktagen im letzten Jahr befinden sich die Beschäftigten der DB Direkt seit dem 30. Januar 2021 im unbefristeten Arbeitskampf. 94 Prozent der ver.di-Mitglieder hatten in einer Urabstimmung dafür gestimmt. Wegen der Pandemie streiken sie im Homeoffice.

Nach der Ankündigung der Deutschen Bank, Milliarden-Boni an ihre Investmentbanker zu zahlen, den DB Direkt-Beschäftigten aber ein 13. volles Gehalt zu verweigern, zeigen die Streikenden ihren Unmut im Februar bei Aktionen: Am 24. Februar kommen sie in Berlin zusammen, am 26. Februar in Essen, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen und den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen. Zwar ist die Teilnehmerzahl wegen Corona stark begrenzt, der Stimmung tut das aber keinen Abbruch.

"Die Stimmung war super", sagt Antonios Manetakis, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats (BR) in Berlin und Mitglied der ver.di-Tarifkommission. "Wir haben einen Anhänger mit Plakataufsteller in der Otto-Suhr-Allee vor dem Gebäude der Deutschen Bank abgestellt und eingeweiht. Der Aufsteller weist darauf hin, dass Milliarden Euro für Investmentbanker da sind, aber für uns nichts da sein soll. Das nehmen wir so nicht hin. Deshalb haben wir Gesicht gezeigt. Der Hänger bleibt stehen, bis uns die Arbeitgeber ein faires Angebot machen." Das 13. Monatsgehalt sei den Beschäftigten der DB Direkt sehr wichtig. Die Beschäftigten der Postbank Direkt bekämen das ja auch. "Wir machen ähnliche Arbeiten wie sie und viel mehr. Da wollen wir als weitere Tochter im Konzern auch genauso behandelt werden."

Elementare Rolle

So sieht es auch Christiane Fillers, stellvertretende BR- und Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende am Standort Essen und ebenfalls aktiv in der ver.di-Tarifkommission: "Wir spielen eine elementare Rolle in Vertrieb und Service. Der Anspruch an uns und die Entwicklung der Produkte ist in den letzten Jahren immer stärker gewachsen. Das muss sich auch im Gehalt wiederfinden", sagt sie. Täglich ist sie auf der virtuellen Streik-Plattform für die streikenden Kolleginnen und Kollegen erreichbar, beantwortet deren Fragen und informiert über den Stand der Verhandlungen.

Die DB Direkt unterstützt bei digitalen Dienstleistungen der Deutschen Bank, betreut Firmenkunden, wickelt das Telefon- und Onlinebanking ab und betreut die gesamten Social Media-Kanäle der Bank. Ihre Bedeutung für den Konzern ist in den letzten Jahren auch deshalb stark gestiegen, weil die Deutsche Bank etliche Filialen geschlossen hat. Auch dafür übernimmt die DB Direkt Vertriebs- und Serviceaufgaben.

Gerade in der Corona-Krise erweist sich die Arbeit der Agenten als unverzichtbar: Viele Kunden greifen nun lieber zum Telefon, anstatt in eine Bank zu gehen. "Wir waren es, die im Lockdown Mehrstunden in sehr großem Umfang geleistet haben, als die Bankerinnen und Banker zu Hause geblieben sind. Und dafür haben wir keine Prämie bekommen", sagt Christiane Fillers. Jetzt soll wenigstens das Gehalt fair steigen. "Ohne das 13. Monatsgehalt streiken wir bis zum Sankt Nimmerleinstag", kündigt sie an.

"Viele Beschäftigte der DB Direkt fühlen sich wie Mitarbeiter zweiter Klasse behandelt", berichtet ver.di-Verhandlungsführer Roman Eberle. Dabei zählte die Deutsche Bank AG im Jahr 2019 trotz jahrelanger Milliardenverluste 583 Einkommensmillionäre im Konzern. "Das sind mehr als bei jedem anderen deutschen DAX-Konzern." 26 Millionen Euro flossen allein an drei ehemalige Vorstände für Abfindungen. Viele Beschäftigte bei der DB Direkt erhalten dagegen in der Regel nur einen Stundenlohn von 13 bis 15 Euro Brutto. Der Bruttoverdienst liegt zwischen 2.100 bis 2.500 Euro. "Dabei arbeiten die Kolleginnen und Kollegen im Schichtdienst. Sie sind die Visitenkarte der Deutschen Bank", so Eberle weiter.

ver.di fordert unter anderem ein volles 13. Gehalt für die Beschäftigten sowie eine Gehaltserhöhung von 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro. Die Geschäftsführung der DB Direkt hatte zuletzt zwei Gehaltserhöhungen von je 1,5 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 200 Euro und über einen Zeitraum von fünf Jahren die stufenweise Einführung eines 13. Gehalts bis zu 500 Euro angeboten.

Ein Schneckentempo beim 13. Gehalt aber ist mit den Beschäftigten nicht zu machen. Und auch die gebotene Gehaltserhöhung ist viel zu niedrig. "Die Arbeitgeberseite bietet 1,5 Prozent. Das bedeutet für 70 Prozent der Beschäftigten gerade mal 30 Euro mehr brutto. Damit kann man nicht einmal ins Kino gehen", rechnet Antonios Manetakis vor. "Deshalb kämpfen wir weiter, bis unsere Forderungen akzeptiert werden."