Im Frühjahr 2023 werden bei verschiedenen Sozialversicherungsträger*innen neue Versichertenparlamente gewählt. Auch wenn es noch fast zwei Jahre dauert, bis die Sozialwahlen bei gesetzlichen Krankenkassen, Renten- und Unfallversicherungsträger*innen stattfinden, laufen schon jetzt die ersten Vorbereitungen. Auch ver.di sucht bereits nach Kandidat*innen für ihre Listen – und fordert alle Interessierten auf, sich zu melden.

Monique Steeger gehört seit 2011 zum Versichertenparlament der AOK Rheinland/Hamburg. Als gelernte Sozialversicherungsfachangestellte war es für die mittlerweile bei ver.di hauptamtlich Beschäftigte ein naheliegender Schritt, sich zu melden, als Kandidierende gesucht wurden. Aber ihr berufliches Fachwissen sei keine Voraussetzung für eine Kandidatur, sagt sie. Denn die ver.di-Vertreter*innen bildeten immer eine gute Mischung aus Einsteiger*innen und Erfahrenen, von der alle profitieren können.

Bei der Wahl 2023 gilt ein neues Sozialwahlrecht. So werden die über 20 Millionen Wahlberechtigten bei den größeren Krankenkassen wie Barmer, DAK-Gesundheit oder Techniker Krankenkasse neben der üblichen Briefwahl auch online abstimmen können. Außerdem gelten jetzt Quoten. Bei den Krankenkassen müssen auf den Kandidierenden-Vorschlagslisten jeweils 40 Prozent Frauen und Männer vertreten sein. Bei den Renten- und Unfallkassen ist das eine Soll-Regelung.

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Und das Wählen nicht vergessenFoto: VDEK

ver.di-Listen immer mit 50 Prozent Frauen

"Mehr Frauen, das macht einen Unterschied", ist sich die Sozialwahlbeauftragte der Bundesregierung, Rita Pawelski, sicher. Denn die Leistungen sollten im Sinne aller Versicherten der jeweiligen Kasse ausgestaltet werden. Da sei ein geringer Frauenanteil beschämend. Als Beispiele nannte Rita Pawelski beim Tag der Selbstverwaltung von ver.di im Mai Leistungen wie Vorsorgeuntersuchungen, den Einsatz von Haushaltshilfen oder Medikamente, deren Dosierung sich immer noch an Männern ausrichte. ver.di-Bundesvorstandsmitglied Dagmar König weist darauf hin, dass bei den ver.di-Listen immer 50 Prozent der Kandidierenden weiblich sind.

"Mitgestalten und mitwirken", ist auch für Petra Rahmann das entscheidende Moment bei ihrem Engagement als Versichertenvertreterin im Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse (TK). Und das nicht nur bei der TK, wo sie auch in weiteren Ausschüssen aktiv ist. Ob in ihrem Beruf als Landschaftsarchitektin bei der Autobahn GmbH des Bundes, lange Zeit im Gesamtpersonalrat oder bei gewerkschaftlichen Funktionen in ver.di, ihr Motto ist: "Mach was, rede mit, dann hast Du eine Chance."

Durch den laufenden Erfahrungsaustausch mit Betriebs- und Personalräten sowie vielen Ehrenamtlichen aus vielen Branchen wüssten die gewerkschaftlich engagierten Versichertenvertreter*innen, wo Versicherten und Rentner*innen der Schuh drückt, sagte Petra Rahmann. Die Selbstverwaltung habe Kontrolle und könne im Sinne der Versicherten Einfluss nehmen. 1999 ist sie zum ersten Mal als stellvertretendes Mitglied in den Verwaltungsrat gewählt worden, sechs Jahre später als ordentliches Mitglied.

Für 2023 möchte sich die dann 64-Jährige noch einmal aufstellen lassen, um junge Menschen an die Hand zu nehmen und in dieses Ehrenamt einzuarbeiten. Doch die bereits jetzt Aktiven können auch viel von jungen Neueinsteiger*innen lernen, nicht nur, wenn es um deren Interessen geht, sondern auch wenn es um den Einsatz Sozialer Medien oder die Gestaltung dieses Ehrenamtes geht. "Wir brauchen immer eine gute Mischung", sagt Petra Rahmann, jung, alt, neu, erfahren, Mann, Frau – denn die Vielfalt der TK-Mitglieder müsse sich auch in ihrer Vertretung widerspiegeln. Diese Mischung und die immer gute Unterstützung durch ver.di mache es auch Neueinsteiger*innen leicht, in die Selbstverwaltung einzusteigen, sagt Monique Steeger. Sie ermuntert insbesondere junge Menschen, sich einzubringen und bei den Sozialwahlen zu kandidieren.

Aber alle Interessierten müssten sich auch darüber klar sein, dass dieses Ehrenamt Zeit koste. Dafür könne man viel bewegen und vermitteln. Sie nennt als Beispiel die Diskussion über Zusatzbeiträge. Es müsse eine Balance gefunden werden zwischen einer sinnvollen Verwendung der Mitgliedsbeiträge und einem guten Leistungsangebot – und dazu könnten die Selbstverwalter*innen beitragen.

Weitere Infos

Die Vorbereitungen für die Sozialwahlen 2023 sind bei ver.di bereits angelaufen. Bis Ende 2021 sollen die Listen der Kandidierenden stehen. Wer sich für eine Kandidatur interessiert oder mehr über die Aufgaben der Selbstverwalter*innen wissen möchte, kann sich an die jeweiligen Wahlbeauftragten in den ver.di-Landesbezirken wenden. Weiterer Ansprechpartner ist Axel Schmidt, der bei ver.di auf Bundesebene verantwortlich ist. Er ist zu erreichen unter der E-Mail: