Wesentlich mehr Filialen, als ursprünglich von der Arbeitgeberseite vorgesehen, bleiben bei der Commerzbank erhalten: Mindestens 450 statt wie ursprünglich gefordert nur 200. Für die Beschäftigten bedeutet das: Viel weniger Stellen werden in Deutschland abgebaut als angekündigt: 7.600 statt der geplanten 12.800. Und dafür wird auch niemand entlassen. Zudem gibt es attraktive Angebote für Veränderungswillige. Und für diejenigen, die bleiben wollen, gibt es interne Umschulungsangebote.

Das ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen. Gemeinsam ist es dem Gesamtbetriebsrat und ver.di gelungen, einen Rahmensozialplan für die Belegschaft der ins Trudeln geratenen Commerzbank durchzusetzen, der den Beschäftigtenabbau sozial abfedert und betriebsbedingte Kündigungen vermeidet. "Das war eine starke Teamleistung", sagt der zuständige ver.di-Sekretär Stefan Wittmann und lobt: "Der Betriebsrat war extrem auf Zack."

Ein Baustein der Vereinbarungen ist die Sprinterprämie: Wer jetzt schnell entscheidet und die Commerzbank freiwillig verlässt, bekommt 60.000 Euro. Das gilt unabhängig davon, ob man in Voll- oder Teilzeit beschäftigt ist. Die volle Summe gibt es für alle Veränderungswilligen, die bis zum 31. Dezember 2021 gehen. "Davon werden vor allem viele Frauen profitieren, die ja häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten und dafür nicht benachteiligt werden sollen", erläutert Wittmann. Hinzu kommen zur Sprinterprämie weitere Abfindungsangebote.

Wer aber bleiben will, dem werden interne Qualifizierungsangebote für neue Aufgaben gemacht. Eine Chance bieten die digitalen Beratungscenter. Hier konnte ver.di durchsetzen, dass es bundesweit zwölf und nicht nur drei geben wird. Und die werden auch nicht in tariflose Töchter ausgelagert, sondern bleiben Bestandteil der Commerzbank. Bankkaufleute können sich beispielsweise für die digitale Kundenbetreuung qualifizieren lassen oder sich als Informatiker*in umschulen lassen.

Altersteilzeit

Ein weiterer Erfolg ist die Verbesserung der Altersteilzeitangebote über das hinaus, was bereits 2014 vereinbart wurde. Die Fristen sind nun noch besser. Zwar fördert die Bundesagentur für Arbeit schon seit 2009 Altersteilzeit nicht mehr, doch wenn Unternehmen mitmachen, dann gibt es auch gute Lösungen, wie das Beispiel Commerzbank zeigt. "Jetzt ist das Angebot nochmal verbessert und noch attraktiver", freut sich Wittmann. Beschäftigte können bis zum Geburtsjahrgang 1968 acht Jahre lang in Altersteilzeit oder für sieben Jahre in den Vorruhestand gehen.

Hinter den jüngsten Verhandlungsergebnissen steckt ein harter Verhandlungsmarathon, bei dem ver.di einen Strategiewechsel im Aufsichtsrat der Commerzbank erwirkte, um mehr Filialen und Arbeitsplätze zu retten. "Das war nur durch unseren außerordentlich hohen Organisationsgrad möglich und dadurch, dass acht von zehn Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat ver.di-Mitglieder sind", erläutert Wittmann die Basis des Erfolgs.

"Damit ist die Transfergesellschaft vom Tisch, betriebsbedingte Kündigungen sind de facto nicht mehr möglich und es wird jetzt wichtig, darauf zu achten, dass nicht zu viele Beschäftigte zu schnell gehen wollen und wir die restliche Belegschaft nicht überlasten", sagt Christoph Schmitz, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes. Dafür sind ebenfalls schon die richtigen Weichen gestellt: Bereits 2019 hatte der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank sowohl weitreichende Regelungen zur mobilen Arbeit als auch zur Gefährdungsbeurteilung abgeschlossen, um die Belastungen im Blick zu behalten und die Arbeit zu den Menschen zu bringen und nicht umgekehrt. lüh