Ausgabe 05/2021
Verhandlungen in einer Branche im Umbruch
Erstmals seit 1972 verhandeln die öffentlichen und privaten Banken mit ver.di getrennt. Die Forderungen sind dieselben, nur bei den öffentlichen Banken fordert ver.di zusätzlich die Einführung einer Sonderzahlung für ver.di-Mitglieder.
Die erste Verhandlungsrunde mit den öffentlichen Banken ging bereits am 23. Juni ergebnislos zu Ende. "Wir erwarten, dass die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlungsrunde beim Gehalt ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen", sagte ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 22. September 2021 statt. Der erste Verhandlungstermin bei den privaten Banken fand am 1. Juli statt. Dort geht es am 26. August 2021 weiter.
4,5 Prozent mehr Geld soll drin sein
"In der aktuellen Tarifrunde geht es für alle Bankbeschäftigten um viel: um die zukünftigen Einkommens- und Arbeitsbedingungen in unserer Branche, die sich durch Corona und die Digitalisierung im Umbruch befindet", sagt Jan Duscheck. ver.di fordert in beiden Tarifrunden eine Erhöhung der Gehälter um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten und einer sozialen Komponente über 150 Euro, sowie ein Wahlrecht zwischen Gehalt und Freizeit und eine Regelung zur mobilen Arbeit. Die Beschäftigten sollen einen Anspruch darauf haben, bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil zu arbeiten. Auf die Arbeitswoche bezogen, wären das bis zu drei Arbeitstage im Homeoffice. Dafür sollen sie auch einen Anspruch auf eine Erstausstattungspauschale in Höhe von 1.500 Euro erhalten. Die Ausbildungsvergütungen sollen jeweils um 150 Euro steigen.
Bei den öffentlichen Banken fordert ver.di zusätzlich exklusiv für ver.di-Mitglieder eine Mitgliedervorteilsregelung in Form einer jährlichen Sonderzahlung von 1.000 Euro.
Auch bei der Commerzbank wird derzeit verhandelt. Sie verweigert nach wie vor, für ihre konzerneigenen Tochtergesellschaften Tarifgespräche mit ver.di aufzunehmen. Die rechtlich selbstständigen Gesellschaften mit Sitz in Hamm/Westfalen, Duisburg, Erfurt, Halle und Magdeburg haben gemeinsam rund 2.000 Beschäftigte. Die Einstiegslöhne liegen nur knapp über Mindestlohnniveau. Darüber hinaus hat der Großteil der Belegschaft sogenannte Abruf-Arbeitsverträge, sodass die vertragliche Arbeitszeit auf meist 32 Stunden in der Woche festgelegt ist, tatsächlich aber oft Vollzeit gearbeitet wird. ver.di fordert neben moderaten Lohnsteigerungen und Anspruch auf planbare Arbeitszeiten auch die im Konzern üblichen Sozialleistungen und Rahmenbedingungen.
Sparda-Banken wollen Nullrunde
Bereits am 1. April haben die Tarifverhandlungen für die etwa 5.600 Beschäftigten der Sparda-Banken begonnen. ver.di fordert für die Beschäftigten eine Erhöhung der Gehälter in Höhe von 3,5 Prozent (mindestens 120 Euro), die Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 50 Euro, eine Umwandlungsoption von Geld in Zeit, sowie einen Kündigungsschutz. Bislang gab es drei Verhandlungsrunden, in denen die Arbeitgeber kein akzeptables Angebot vorgelegt haben. Sie wollen eine Nullrunde für mindestens 24 Monate. Und sie lehnen den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen ab. Am 13. September geht es in die vierte Verhandlungsrunde.
Für die rund 4.300 Beschäftigten der Fiducia & GAD IT AG, eines IT-Dienstleisters der Volksbanken Raiffeisenbanken, haben die Tarifverhandlungen im Juni begonnen. ver.di fordert auch dort eine Erhöhung der Einkommen um 4,5 Prozent, ein Ausstattungsbudget für freiwilliges mobiles Arbeiten in Höhe von 750 Euro (alle 5 Jahre), sowie weitere Verbesserungen bei den Ausbildungsbedingungen und der betrieblichen Altersversorgung. Auch die zweite Verhandlungsrunde am 15. Juli endete ohne Ergebnis, das Angebot der Arbeitgeber hätte einen Reallohnverlust bedeutet. Mit den Raiffeisenbanken geht es am 15. September in die dritte Runde. pewe