Zurzeit lesen wir täglich von Problemen in den internationalen Lieferketten. Es wird viel gewarnt vor leeren Regalen, mangelnden Rohstofflieferungen bis hin zum kompletten Zusammenbruch des internationalen Handels. Auch die internationalen Transportverbände und die Internationale Transportarbeitergewerkschaft, ITF, veröffentlichten kürzlich einen gemeinsamen Brandbrief. Darin geht es vorrangig um die Beschäftigten im Transportwesen, die während der Corona-Pandemie besonders schlecht behandelt wurden und sich jetzt angesichts erholender weltweiter Arbeitsmärkte neue Jobs suchen. Dabei geht es auch um die vielen LKW-Fahrer*innen, die wochenlang an den Grenzen warten mussten, nicht zurück nach Hause zu ihren Familien fahren konnten, keine Sanitäranlagen zur Verfügung hatten und schlicht nicht mehr wussten wie es weiter gehen soll.

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Andrea Kocsis ist stellvertretende ver.di-VorsitzendeFoto: Kay Herschelmann

Die Problemlagen, die Arbeitgebern und Politik schon lange bewusst sind, wurden durch die Pandemie noch einmal verschärft. Der Fahrer*innenmangel in Deutschland ist seit Jahren bekannt, doch nichts wurde dagegen unternommen. Es gab viele Appelle, die Arbeit der Beschäftigten doch mehr wertzuschätzen, die langen Wartezeiten an den Laderampen zu verkürzen, mehr auszubilden und besser zu bezahlen und die notwendige Infrastruktur, wie etwa ausreichend Parkplätze zu schaffen. Stattdessen wurde darauf gesetzt, dass sich schon dauerhaft Menschen finden lassen werden, die sich für wenig Lohn und schlechte Arbeitsbedingungen vorrangig aus dem osteuropäischen Ausland hierher bewegen.

Der demographische Wandel zeigt aber, dass weltweit ausgebildete Fahrer*innen knapp sind. Das ermöglicht es jetzt um so mehr, dass die Beschäftigten ihre berechtigten Interessen nach guter Arbeit, die gut entlohnt wird, auch selbstbewusst und organisiert durchsetzen können. Endlich erhalten sie die konkrete Wertschätzung, die ihnen schon lange zusteht.

Protokoll eines LKW-Fahrers Seite