Die Energiepreise kennen derzeit nur eine Richtung: steil nach oben. Gas, Benzin und Heizöl sind empfindlich teurer geworden, eine Entspannung ist nicht in Sicht. Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe. Sie reichen vom eiskalten und energiefressenden letzten Winter in weiten Teilen Asiens bis zu Wladimir Putin, der mit Dienst nach Vorschrift höhere Gaslieferungen des Staatsunternehmens Gazprom stur verweigert. Beim Erdöl sieht selbst die notorisch optimistische Internationale Energie Agentur, die Energiewächterin der OECD-Staaten, den Höhepunkt der globalen Förderung überschritten, die Nachfrage übersteigt das Angebot. Weitere Produktionssteigerungen sind kaum noch möglich, zumal die Welt täglich fast 100 Millionen Barrel Öl verbraucht, das entspricht einem Güterzug mit Öl-Waggons, der von Sizilien bis zum Nordkap reicht. An jedem Tag.

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Manfred Kriener ist freier AutorFoto: Hermann Bredehorst;

Die ohnmächtigen Verbraucher*innen hat die Energiekrise voll erwischt, zumal die CO₂-Abgabe zusätzlich die Preise erhöht. Eine Rücknahme dieses Lenkungsinstruments erscheint ausgeschlossen und wäre klimapolitisch eine Bankrotterklärung. Jetzt geht es darum, die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung sozial gerecht zu verteilen, etwa in Form von Klimawohngeld oder einfachen Zuschüssen bei der Stromrechnung. Es ist die Aufgabe der neuen Ampel-Koalition, vor allem ärmere Haushalte gezielt zu entlasten. Von einer Erhöhung der Pendlerpauschale profitieren dagegen vor allem reiche männliche Autofahrer, die viel unterwegs sind und steuerliche Abzüge geltend machen.

Schluss sein muss auch mit Schlupflöchern und Tricks, mit denen sich Konzerne wie Daimler, Bayer oder Evonik um die Zahlung der Ökostrom-Umlage herumgedrückt haben, wodurch Einnahmen in Milliardenhöhe verlorengegangen sind. Eine zupackende und zugleich sozial gerechte Klimapolitik ist jetzt die große Herausforderung für die neue Bundesregierung.