Da geht mehr

Tagesspiegel, 9. Oktober 2021

Ein Eckpunkte-Papier zwischen dem Charité-Vorstand und den Verdi-Verhandlern liegt vor. Doch das darf niemanden täuschen. [...] In Brandenburgs Asklepios-Fachkliniken werden die Pflegekräfte demnächst die Arbeit niederlegen, in anderen Kliniken stehen harte Verhandlungen bevor. [...] Die Pflegekräfte haben ihren gesellschaftlichen Wert erkannt – auch durch die Debatten in der Coronakrise. [...] Diesen Moment nutzen die Pflegekräfte zu Recht, denn sie wissen: Da geht noch was.

Man sieht sich

Augsburger Allgemeine,

14. Oktober 2021

Zwei derzeit laufende Lohnrunden weisen zwar ein hohes Konfliktpotenzial auf, werden aber anders als bei der Bahn wohl nicht über eine lange Strecke entgleisen. Sowohl am Bau als auch im Öffentlichen Dienst treten die Gewerkschaften zwar selbstbewusst und streikbereit auf, das Fingerhakeln muss aber nicht wie bei der Bahn zu einem unwürdigen Dauer-Schauspiel geraten. So dürften die Gewerkschaften IG Bau und Verdi nach hartem Ringen dennoch je auf einen fairen Kompromiss abzielen, der die Arbeitgeberseite nicht bloßstellt. In beiden Tarifrunden wird eine Einigung für die Arbeitgeber wegen der höheren Inflation aber zumindest etwas teurer. Auch Streiks scheinen möglich zu sein [...]. In der Tarifpolitik ist es wie im Leben: Man sieht sich oft mehrfach und sollte sich auch nach einem Konflikt noch in die Augen schauen können.

Hoher Anreiz

Frankfurter Allgemeine Zeitung,

13. Oktober 2021

Ob aus dem starken Anstieg von Energie- und Rohstoffpreisen dauerhafte Inflation wird, dürfte nicht zuletzt davon abhängen, ob auf die Preise auch die Löhne reagieren und eine Lohn-Preis-Spirale entsteht. Die Situation, in der die Gewerkschaften derzeit sind, könnte man mit dem Gefangenen-Dilemma der Spieltheorie vergleichen. Wenn in allen Tarifverhandlungen auf einen Inflationsaufschlag verzichtet wird, gibt es keine Spirale. Für jede einzelne Gewerkschaft ist der Anreiz jedoch hoch, einen Aufschlag zu verlangen und zu versuchen, ihn durchzusetzen, um zumindest für ihre Mitglieder einen Ausgleich für die gestiegenen Preise zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass nicht alle dem werden widerstehen können.

Einfach vergessen

Rp-online.de, 15. Oktober 2021

Am Ende sind die Kommunen auch das Opfer der Landespolitik, die bei vielen Gelegenheiten und besonders bei Corona vollmundig zusätzliche Sonntagsöffnungen verspricht, um dem Handel zu helfen, dabei aber auch die vorherige Abstimmung mit Verdi vergaß [...]. Nun muss jede Kommune für sich auslöffeln, was in Düsseldorf verbockt worden ist.

Was sich bewährt

Handelsblatt, 6. Oktober 2021

Das deutsche Recht lenkt Streiks nicht ohne Grund in ordentliche Bahnen. Diese Regelungen schaffen Betriebsfrieden. [...] Mit weiteren [...] Aktionen kann das Unternehmen dagegen nicht leben. Allerdings wird das Management [...] genau analysieren müssen, wieso die Situation ausgerechnet bei Gorillas so eskaliert ist, während es bei den Konkurrenten wie Flink ruhig geblieben ist. Bei Gorillas ist dieser Grundkonsens zwischen Management und Belegschaft zumindest in Berlin gefährdet. [...] Bei der Wiederherstellung von Vertrauen können reguläre Betriebsräte und die Einbeziehung der Gewerkschaft Verdi helfen – die bewährte deutsche Mitbestimmung eben.