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Blumen und Kränze im Gedenken an die Ermordeten und Gequälten des ehemaligen KZs BuchenwaldFoto: Jörg Drewenskus

Vom 5. bis 11. September 2021 besuchte eine Gruppe des ver.di-Landesbezirks Nordrhein-Westfalen mit 15 Personen die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers (KZ) Buchenwald. Jörg Drewenskus, Umweltwissenschaftler bei der Bezirksregierung Arnsberg und ver.di-Vertrauensmann aus Dortmund, war dabei:

1937 wurde das Lager auf dem Ettersberg, wie es zunächst hieß, mit ein paar Häftlingen und SS-Wachmannschaften aufgebaut. Dazu rodeten sie Bäume, bauten Baracken und errichteten später den elektrischen Zaun. Der Ettersberg war einst ein gern besuchter Ausflugsort von Goethe und Schiller gewesen. In der Nähe gibt es bis heute ein Jagdschloss in einem gepflegten Landschaftspark. Um den Ort nicht mit dem Namen eines KZs in Verbindung zu bringen, drängte die NS-Stadtverwaltung Weimar darauf, den Namen des Lagers beschönigend in Buchenwald zu ändern.

Im KZ wurden Menschen ohne Verhandlung festgehalten, gefoltert und durch Arbeit ausgebeutet oder getötet. Ihnen wurden sämtliche Rechte genommen. Erschütternd ist das für mich auch deshalb, weil solche unfassbaren Gräueltaten nur 8 Kilometer vom Stadtzentrum von Weimar entfernt passiert sind. Demütigung, Willkür, Gewalt und Tod waren allgegenwärtig. Wir haben uns in verschiedenen Projektgruppen mit Erinnerungsarbeit in der Gedenkstätte befasst: Unkraut- und Vegetationsarbeiten an Fundamenten und Wegen, Konservierung von Häftlingsgegenständen, das Meißeln von Gedenksteinen.

Unvorstellbar und ungeheuerlich ist für mich auch, dass im Krieg vor allem so viele jüdische Kinder ermordet wurden. Von Buchenwald sind sie in Viehwaggons ins KZ Auschwitz transportiert worden. Seit 2007 setzt die Gedenkstätte Buchenwald für die Kinder entlang der Buchenwaldbahn Erinnerungssteine mit ihren Namen in großen eingemeißelten und farblich lackierten Buchstaben. Durch Schul-, Studenten- und Erwachsenengruppen sind seither schon über 300 Gedenksteine entstanden und gesetzt worden.

Ich habe mich mit den Geschichten der Kinder im Rahmen eines Referates beschäftigt. Das Kind, über das ich mich intensiv informierte, Wigdor Lerman, ist keine fünf Jahre alt geworden, seine Cousine Helena sieben Jahre. Andere Kinder waren zwar schon 15 oder 16 Jahre alt, aber sie kamen abgemagert und krank in den Kindertransport, weil sie zum Arbeiten zu schwach waren.

Entwürdigende Zwangsprostitution

Eine weitere Gruppe hat sich mit dem sogenannten Sonderbau beschäftigt, dem Lagerbordell. Für die Sex-Zwangsarbeit wurden im Frauenlager Ravensbrück nichtjüdische Häftlinge im Alter von 21 bis 40 Jahren ausgewählt, die dazu nackt vor der SS antreten mussten. Anschließend wurden sie nach Buchenwald gebracht. Die Bordellbaracke war gepflegt, mit Gardinen und Tischdecken. Es wird angenommen, dass einige Häftlinge nach der harten körperlichen Arbeit und aufgrund ihres schlechten gesundheitlichen Zustandes wenigstens ein paar Minuten in einer sauberen, behaglichen Atmosphäre verbringen mochten. Viele hatten moralische Skrupel, das Lagerbordell überhaupt zu betreten.

Zum Ende der Gedenkfahrt legte die ver.di-Gruppe am ehemaligen Lagerbordell einen Kranz nieder. Den überlebenden Frauen wurde bis heute in nur wenigen Fällen die entwürdigende sexuelle Ausbeutung als Kriegsverbrechen anerkannt, wenn überhaupt. Viele haben ihr Leid lebenslang für sich behalten und mit keinem darüber gesprochen. Mit der Kranzniederlegung wollen wir auf ihr Schicksal aufmerksam machen und ihnen symbolisch ihre Würde zurückzugeben.

Im sogenannten Pferdestall wurden über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren über 8.000 sowjetische Kriegsgefangene, die als Politkommissare galten, per Genickschuss ermordet. Um die Erschießungen zu übertönen, wurde das gesamte Gebäude mit Marschmusik beschallt. In einer heute noch vorhandenen Betonrinne floss still das Blut aus dem Gebäude heraus.

Wir müssen uns klarmachen, dass all die tausendfachen Morde und Grausamkeiten in der Kriegszeit möglich waren, weil sämtliche bürgerlichen Rechte außer Kraft gesetzt waren, und der Staat totalitär und willkürlich handeln konnte. Deshalb stimmen wir mit der Forderung der Buchenwald-Überlebenden überein, die eindrücklich mahnen: Nie wieder Krieg, nie wieder Gewaltherrschaft.