Sie leisten wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft, die Beschäftigten in der sozialen Arbeit, in den Kitas, im "Ganztag", in der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Tagtäglich geben sie ihr Bestes, auch in der Pandemie. Doch es fehlt ihnen an geeigneten Arbeitsbedingungen, an ausreichend Personal und einer ordentlichen Bezahlung.

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Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publikFoto: Renate Koßmann

Ob im Jugendamt oder in Schulen, in Altenheimen, in Jugendzentren, im Bereich Streetwork, in Drogenberatungsstellen, in Einrichtungen für Obdachlose oder in Gefängnissen, die Beschäftigten in der Sozialhilfe begleiten, beraten, helfen und betreuen, schlichten und schützen, sie beugen vor und organisieren. Die Gesellschaft braucht sie. Doch immer mehr Fachkräfte fehlen, weil sie den wachsenden Druck durch die vielen Fälle, um die sie sich kümmern müssen, nicht mehr aushalten.

Oder die Kita-Fachkräfte in Krippen, Kindergärten und Horten. Auch sie sind zunehmend überlastet. Tagtäglich sind sie für die Schwächsten in unserer Gesellschaft da. Sie sind hochmotiviert, aber die Arbeitsbedingungen sind extrem belastend. Fast überall fehlt es an Personal. Besonders problematisch ist die Situation in Krippen und Kindergärten. Um gut arbeiten zu können, fehlen pro Kita-Team im Durchschnitt drei Vollzeitkräfte. Bei rund 57.600 Kitas in Deutschland sind das knapp 173.000 fehlende Fachkräfte. Und immer mehr Beschäftigte denken daran, in andere Bereiche abzuwandern, wie eine Befragung von ver.di 2021 ergeben hat.

Genauso die Behindertenhilfe: Auch dort stressen schwindende Kapazitäten, zunehmender Druck und psychische Belastung. Hier arbeiten Heilerziehungspfleger*innen, Sozialarbeiter*innen, Erzieher*innen, Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung, Menschen in Wohnbereichen und Werkstätten, in der Frühförderung, Schulassistenz und anderen Bereichen. Sie klagen über Personalmangel, entgrenzte Arbeitszeiten und ein zu geringes Einkommen. Wie schlecht es um die Arbeitsbedingungen in der Behindertenhilfe steht, zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Beschäftigtenbefragung der TU Darmstadt, die im Dezember 2021 veröffentlicht wurde. Demnach denkt fast die Hälfte der Beschäftigten darüber nach, den Beruf aufzugeben, weil die Belastungen zu hoch und durch die Pandemie noch weiter gestiegen sind. Über 60 Prozent der Befragten sind in den vorangegangenen 12 Monaten krank zur Arbeit gegangen. Fast 80 Prozent berichteten von gestiegenen Anforderungen infolge der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes.

Die Menschen in den Sozial- und Erziehungsdiensten haben keine Zauberkräfte

Die Menschen in den Sozial- und Erziehungsdiensten haben keine Zauberkräfte, die unendlich reichen. Sie brauchen für ihre starken Leistungen auch gute Arbeitsbedingungen. Zu Recht fordern sie finanzielle Aufwertung und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Die Aufwertung ihrer Arbeit ist längst fällig. Nur so lassen sich auch langfristig genügend Fachkräfte halten.

Bereits in den Jahren 2009 und 2015 hat ver.di für die Beschäftigten der Sozial- und Erziehungsdienste eine Aufwertungstarifrunde geführt. Dabei wurden erste Verbesserungen erreicht. Jetzt steht eine neue Aufwertungsrunde an, gilt es erneut zu kämpfen. Der Einsatz bringt auch langfristig Vorteile, denn wer jetzt höher eingestuft wird, der hat auch bei der nächsten Gehaltstarifrunde einen besseren Start, und die kommt ja auch regelmäßig wieder.

Doch da Arbeitgeber grundsätzlich uneinsichtig sind, wird die geforderte Aufwertung nicht vom Himmel fallen. Dazu bedarf es vieler Menschen, die für den Erfolg kämpfen. Hier können wir selbstbewusst nach vorne schauen, denn inzwischen hat ver.di viele Erfahrungen mit der Mobilisierung in Pandemiezeiten gewonnen. Klar ist aber auch: Nur viele ver.di-Mitglieder erreichen auch viel! Wer die Tarifrunde aktiv unterstützen möchte, der ist als Tarif-botschafter*in in ver.di herzlich willkommen. Die Botschafter*innen sind Ansprechpartner*innen für die Kolleg*innen in ihrem Betrieb und zwischen den Kolleg*innen im Betrieb und ver.di. Sie informieren ihre Kolleg*innen über aktuelle Entwicklungen in der Tarifrunde, die sie natürlich aus erster Hand von ver.di bekommen. Auch damit haben alle gute Erfahrungen gemacht.

Und nicht zuletzt: Jede Aufwertung hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun. Darin zeigt sich, was soziale Arbeit in unserer Gesellschaft wert ist.