Momentan gibt es in Deutschland nur wenige Geld- und Werttransporte, die mit einem einzelnen Geldboten gemacht werden. Das ist gut so, denn bei der sogenannten Ein-Mann-Logistik wächst das Risiko eines Überfalls deutlich, wie die Erfahrungen zeigen (Bericht Seite 4). Unternehmen, die trotzdem an den 2011 für die Branche getroffenen Vereinbarungen zum Schutz der Beschäftigten rütteln und die Ein-Mann-Logistik hierzulande wieder ausweiten wollen, handeln fahrlässig. Sie gefährden Menschenleben.

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Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publikFoto: Renate Koßmann

Ihre Hoffnungen auf den schnellen Profit werden nicht aufgehen. Geld- und Werttransporte sind Dienstleistungen. Das bedeutet, es gibt Auftraggeber, die für die Leistung bezahlen: Banken, Supermärkte, Bekleidungsgeschäfte, Juweliere und weitere. Sie sind aber vermutlich nicht bereit, künftig dasselbe für eine Dienstleistung zu zahlen, die nur noch von einem Beschäftigten statt wie bisher von zwei Leuten erbracht wird. Die erhofften Gewinne werden sich spätestens dann zerschlagen, wenn die alten Verträge ausgelaufen sind und die gesamte Branche unter Kostendruck gerät.

Das wichtigste aber ist, Arbeitgeber sind für die Gesundheit und das Leben ihrer Angestellten verantwortlich. Niemand darf die Gesundheit und das Leben seiner Beschäftigten aufs Spiel setzen. Wer verantwortungsbewusst handelt, der sollte alles dafür tun, dass kein Blut an den Geldkassetten und -koffern klebt. Wertgegenstände und Geld sind versichert, ein Menschenleben ist unersetzbar.

Sollte die Branche weiterhin versuchen, die vermeintlichen Gewinne durch die Ein-Mann-Logistik über die Gesundheitsinteressen der Beschäftigten zu stellen, dann muss der Gesetzgeber schleunigst eine Grenze ziehen und den Schutz der Menschen, die sich nicht selbst schützen können, in neuen Unfallverhütungsvorschriften festschreiben. So wie ver.di das seit vielen Jahren fordert.