GET_READY_FOR.jpg
Foto: ver.di Hamburg

Vor 30 Jahren war es noch selbstverständlich, Mitglied in einer Gewerkschaft zu sein. Das ist heute gerade bei jungen Menschen häufig nicht mehr so, hat Mesut Demirtas festgestellt. Daher steht für den Gewerkschaftssekretär der ver.di Jugend Hamburg nach zwei Corona-Jahren ganz oben auf der Agenda, jungen Beschäftigten Gewerkschaftsarbeit nahe zu bringen.

"Die Arbeitsbedingungen, die wir jetzt haben, wurden durch Gewerkschaften erkämpft. Daran muss die Jugend anknüpfen", sagt er. Durch die Corona-Krise sind die Bedingungen schwieriger geworden: In Hamburg sind rund 1.700 Ausbildungsplätze wegefallen, der Zugang zu Berufsschulen und Betrieben war für Gewerkschaften erschwert. Das sorgte für weniger Begegnungsmöglichkeiten zwischen ver.di Jugend und Azubis. "Das heißt auch: weniger Neuzugänge", so Mesut Demirtas. Das Ansprechen gelang vor allem in den Tarifrunden.

Julia macht seit Ende 2019 eine Ausbildung im Einzelhandel. Durch die Anwesenheitspflicht im Lockdown habe sie die tägliche Arbeit manchmal an Beschäftigungstherapie erinnert. "Andererseits hatte ich auch die Möglichkeit, komplette Bereiche in meinem Ausbildungsbetrieb nach meinen Vorstellungen umgestalten zu können", berichtet sie.

Zwei ver.di-Kolleginnen haben sie in der Berufsschule auf ver.di aufmerksam gemacht. Julia hat für die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) kandidiert, wurde gewählt und trat dann in die Gewerkschaft ein. Mesut Demirtas kennt aber auch Ausbildungsbetriebe, die von der Krise noch gebeutelt sind. "Hier ist die Stimmung gedrückt", sagt er. Die Azubis dort sorgen sich um ihre Übernahme.

Die ver.di Jugend Hamburg versucht insbesondere auf Instagram, junge Menschen außerhalb der Betriebe zu erreichen. Dort geht es um Aktionen, Veranstaltungen, Seminare, Workshops, Sitzungen, Bar-Abende oder Streikmärsche. In diesem Jahr hat der Landesbezirksjugendvorstand eine Bildungsreise nach New York City angeboten. Das Ziel: eine kritische Auseinandersetzung mit dem Ausbildungssystem, dem Gesundheitssystem und der Arbeitswelt in den USA und das Treffen mit Gewerkschaften vor Ort.

Julia engagiert sich seit etwa zwei Jahren bei ver.di Hamburg. "Ich habe viele neue Leute kennengelernt, viel über andere Berufe erfahren und auch über meine Arbeit, meine Rechte als Auszubildende. Ich bekomme viele Infos zu aktuellen Themen, was mich in meiner Arbeit schnell weiterbringt", sagt sie.

Zudem bietet ver.di allen Mitgliedern kostenlosen Arbeits- und Sozialrechtsschutz sowie einen Lohnsteuerservice, für ein Prozent der Ausbildungsvergütung bzw. des Gehalts. Junge ver.dianer*innen bekommen über den Internationalen Studierenden-Ausweis, die ISIC-Karte, Vergünstigungen etwa für Reisen, Festivals oder Kinobesuche. Und sie werden Mitglieder einer solidarischen Gemeinschaft, die für eine gerechte Arbeitswelt kämpft.

Bar-Abend

Um jungen Menschen den stressigen Uni- oder Arbeitsalltag erträglicher zu machen, bietet ver.di jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19 Uhr in der Shebeen-Bar (Hein-Hoyer-Str. 78, 20359 Hamburg) einen Bar-Abend an. Dort haben alle – egal ob Mitglied oder nicht - die Möglichkeit, ver.di kennenzulernen, sich auszutauschen und mitzumachen.