Ausgabe 04/2022
Geringe Nachfrage senkt die Preise
Es ist ein ewiges Auf und Ab an den Zapfsäulen. Die Benzinpreise steigen und fallen, oft sogar mehrfach am Tag. Morgens zu tanken ist aktuell besonders teuer, hat eine Auswertung des ADAC im Mai ergeben. Preise von mehr als zwei Euro pro Liter sind fast schon alltäglich, auch wenn sich niemand daran gewöhnen mag. Die Mineralöl-Konzerne verweisen dabei auf die weltweit gestiegene Nachfrage. Doch damit ist das morgendliche Preishoch nicht so recht zu erklären. Und auch die auf drei Monate befristete Absenkung der Energiesteuer hat nicht zu den erwarteten niedrigeren Preisen geführt.
Etwas mehr als drei Milliarden Euro hat die Bundesregierung in diesen Teil des Entlastungspakets investiert. "Sonst wären die Preise noch höher", sagen die Mineralöl-Vorstände treuherzig, insbesondere dann, wenn ihnen die Politik mit der Zerschlagung der Konzerne oder höheren Steuern auf Übergewinne droht. Gerade wer pendelt, zweifelt an solchen Aussagen mit jedem notwendigen Besuch der Zapfsäule mehr.
Ein anderes Instrument des Entlastungspakets, das 9-Euro-Ticket, zeigt, wohin die Fahrt gehen könnte. Auf einmal sind die Züge voll, manche sogar so voll, dass sie geräumt werden müssen. Das sind die Folgen des jahrelangen Sparkurses bei der Bahn. Busse und Bahnen werden gebraucht, neue Verbindungen, ausreichend Personal. Das gesamte Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs muss erweitert und ausgebaut werden. Das hilft nicht sofort, und klar ist auch, dass damit insbesondere Menschen aus ländlichen Regionen so schnell nicht ihren Arbeitsplatz oder andere Ziele erreichen werden. Dennoch sollte der Ausbau des ÖPNV ange-gangen werden. Wir wissen, dass die fossilen Brennstoffe endlich sind. Also müssen wir Alternativen schaffen und so ein Teilstück zu einer sozialen Klimawende schaffen. Und nebenbei führt sinkende Nachfrage auch zu sinkenden Preisen.