Arbeiten, damit andere bessere Arbeits- und Lebensbedingungen haben. Das ist die grobe Jobbeschreibung von Gewerkschaftssekretär*innen. Bei ver.di arbeiten sie mit und für knapp zwei Millionen Mitglieder aus nahezu allen Dienstleistungsberufen. Sie unterstützen die Beschäftigten dabei, ihre Interessen zu vertreten – in politischen Auseinandersetzungen, in Tarifverhandlungen und direkt in den Dienststellen und Betrieben. Ein anspruchsvoller Job, für den es eine Menge Spezialwissen und Allroundkenntnisse braucht.

Um bestmöglich auf diesen Beruf vorzubereiten, hat ver.di vor drei Jahren ein Traineeprogramm gestartet und eine Grundlagenausbildung für Gewerkschaftssekretär*innen geschaffen. Seit 2019 gehen jedes Jahr zwei Ausbildungszüge mit je 15 Trainees an den Start, 18 Monate werden sie intensiv in Theorie und Praxis geschult. "Sehr anstrengend, aber auch sehr erfüllend" sei das, sagt Talea Scholz über das Programm. Die 28-jährige Theater- und Filmwissenschaftlerin ist seit April Trainee und für den Bereich Jugend eingesetzt. Das ist neben "Betriebs- und Tarifarbeit" und "Beratung und Recht" einer von den drei Kernbereichen des Programms. Die 31-jährige Sozialpädagogin Johanna Schmidt hat sich für "Betriebs- und Tarifarbeit" entschieden. "Man wird in eineinhalb Jahren so richtig gut vorbereitet auf diese Aufgabe."

Aus Liebe zur Gewerkschaft

Der Run auf die Traineestellen ist groß. Etwa 250 Bewerbungen treffen auf 15 Stellen ein. Da ist ein gewerkschaftspolitischer Hintergrund von Vorteil. Johanna hatte bereits Erfahrung mit Bildungsarbeit, sie stellte Gewerkschaften in Berufsschulen vor. Aber viele kommen – wie Talea – direkt aus der Praxis. Wie die gewerkschaftliche Arbeit wirklich aussieht, war ihr bisher nicht ganz klar. Aus ihrer Zeit als Betriebsrätin bei den Berliner Yorck Kinos wusste sie aber, dass diese Arbeit Leuten mehr Geld bringt und "wie sinnvoll sich diese Arbeit anfühlen kann". Genau das wollte sie für ihr Berufsleben. Und das gibt's bei ver.di. Weil nur in Nürnberg noch eine Traineestelle offen war, ist Talea "aus Liebe zur Gewerkschaft" sogar nach Bayern gezogen.

In zwei- bis dreiwöchigen Unterrichtsblöcken erhalten Johanna und Talea im ersten Ausbildungsjahr zusammen mit den anderen Trainees theoretische Grundlagen in den ver.di-Bildungszentren. Im Wechsel dazu werden sie jeweils mehrere Wochen in verschiedenen Bezirken in der Praxis eingesetzt. Im letzten halben Jahr spezialisieren sie sich dann, und nach erfolgreichem Abschluss ist die Übernahme garantiert.

"Ich war schon mit in Betrieben, in Betriebsratssitzungen, auf Mitgliederversammlungen, bei Orga-Wahlen und sogar auf einem Streik. Das war total spannend", erzählt Johanna. Auch Talea ist Fan der praktischen Arbeit vor Ort, im Betrieb, mit den Beschäftigten. "Da sind Leute, die sich einsetzen möchten, die wissen nur noch nicht wie oder brauchen noch ein bisschen Motivation und dann kann man helfen. Das ist das Sinnhafte, was ich gesucht habe."

Fanny Schmolke

Mehr erfahren unter karriere.verdi.de/traineeprogramm Nächster Bewerbungszeitraum: 26.8. bis 20.9.2022, Beginn des Traineeprogramms: 1.4.2023