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Oliver Berg/dpa

Meldung "Größerer Kreis der Empfänger*innen", ver.di publik 4_2022

Was auch Sie mal wieder vergessen, ist unsere Gruppe der kleinen Selbstständigen. Wir haben in der Pandemie schon enorm gelitten. Die Hilfen gingen an unserer Lebenswirklichkeit komplett vorbei. Hilfe gab es nur für Betriebsausgaben. Aber dass wir Selbstständigen auch essen, wohnen und krankenversichert sein müssen, scheint den Entscheidern völlig entgangen zu sein. Ähnliches passiert jetzt mit der Inflation und den enorm gestiegenen Preisen schon wieder.

Wieder werden wir kleinen Selbstständigen völlig vergessen.

Ich habe alle Parteien (außer der AfD) angeschrieben. Viel Resonanz kam nicht. Die FDP plant Steuererleichterungen. Doch die greifen mal wieder nur bei den wirklich gutverdienenden Selbstständigen. Die Grünen wollen drüber nachdenken, die anderen Parteien schweigen. Ich bin seit über 30 Jahren Mitglied bei ver.di; ich sorge seit über 35 Jahren für meine Altersvorsorge. Doch jetzt muss ich da schon wieder dran. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn wenigstens Sie als Gewerkschaft auch uns im Blick haben. Vielen Dank. Caroline Draber, per E-Mail

Jetzt kann ver.di endlich deutlich zeigen, dass diese Gewerkschaft sich auch für Rentnerinnen und Rentner einsetzt.

Bei dem geplanten Energieentlastungsbetrag wurden und werden sie leider übergangen und lieber vergessen. Obwohl sie ebenfalls hohe Kosten schultern müssen. Menschen, die nicht mehr im Arbeits- und Erwerbsleben stehen, werden leider schnell nicht mehr wahrgenommen? Klaus Hoffmann, Bonn-Beuel

Thema "Endspiel des fossilen Zeitalters", ver.di publik 4_2022

So lobenswert die Positionierung des Fachbereichs Ver- und Entsorgung gegen das Fracking auch ist, es fehlt nun aber doch die gleichermaßen notwendige Kritik an dem Bezug des umwelt- und klimaschädlichen Fracking-Gases zum Beispiel aus den USA. Dort führt die forcierte Förderung auch zur Vergiftung weiter Landstriche und deren Bewohner. Es kann doch nicht sein, dass wir nur uns selbst schützen wollen und ansonsten das Prinzip gilt: nichts sehen – nichts hören – nichts sagen! Leo Pixa, per E-Mail

Kommentar "Wider die Spießer in Tarnuniform", ver.di publik 4_2022

Frau Biefang ist als hochrangige Stabsoffizierin (Oberstleutnant im Generalstab) für die meines Erachtens wichtigste Sicherheitsorganisation der Bundesrepublik tätig. Aufgrund ihrer aktuellen Tätigkeit für eine Bw-Einheit (Kommando Cyber- und Informationsraum) und vorheriger Tätigkeiten in gleichen Fachgebieten, die kontinuierlich mit hochsensiblen Informationen zu tun haben, unterliegt sie auch schon seit längerer Zeit einer entsprechend hohen Geheimhaltungsstufe. Und sie durchläuft deshalb auch regelmäßig die Sicherheitsüberprüfungen des Militärischen Abschirmdienstes, was auch der Grund dafür gewesen sein dürfte, dass diese Tinder-Thematik hochkam. Dort schrieb sie 2019 in ihrem Profil: "Spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung, auf der Suche nach Sex. All genders welcome." Wer beruflich eine solch stark geheimhaltungspflichtige Tätigkeit ausübt, sich dann aber privat gleichzeitig öffentlich so weitgehend zu seinen sexuellen Interessen platziert, macht sich angreifbar. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die sogenannten "Romeo"- bzw. "Venus"-Agenten der DDR-Staatssicherheit, bei der ein Agent ("Romeo") bzw. eine Agentin ("Venus") bewusst eine Beziehung zu einer Zielperson einging, um diese dann entsprechend auszuhorchen. Frau Biefang wäre hier eine mehrfache "Chance" (m/w/d) für entsprechende Täter. Bis einschließlich zum Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) wurde die Vorgehensweise der Bundeswehr im Hinblick auf die Wohlverhaltenspflicht gebilligt.

Und das BVerwG hat ja auch ausführlich begründet, warum eine Soldatin in der besonders hervorgehobenen dienstlichen Stellung einer Bataillonskommandeurin mit Personalverantwortung für circa 1.000 Personen, bei der Wahl der verwendeten Worte und Bilder im Internet Rücksicht auf ihre berufliche Stellung nehmen muss. Ich sehe das genauso. Martin Mahle, Neusäß

Qualität der ver.di publik

Ich kann ver.di publik nur loben, wegen ihrer kritischen Analysen. Man findet viele Artikel zu Themen, die besonders gründlich und kritisch beleuchtet werden. Mit einfachen, klaren Worten werden die eigentlichen Zusammenhänge aufgezeigt, die in den übrigen Medien, auch den "Qualitätszeitungen", oft nur oberflächlich behandelt und deswegen oft eher vernebelt werden. Ich denke an Themen wie "Frankreich", wo klar die politischen Verhältnisse analysiert werden, das Gesundheitswesen, die Gründe für die Verhältnisse auf den Flughäfen und in der Luftfahrt, und so weiter.

Immer ist es konsequent die Perspektive der Betroffenen, der Beschäftigten, der Bürger.

Es sind deren Interessen, unsere Interessen, von denen aus Sie es betrachten. Es ist, Gott sei Dank, nicht die Perspektive des Journalismus, der über Politik wie über eine Sport- oder Unterhaltungsshow berichtet. So sollte eine Gewerkschaftszeitung sein!

Pia Hesener-Bonson, per E-Mail

Demokratie ist kein Selbstläufer, ver.di publik 3_2022

Der Artikel stellt in den Mittelpunkt, dass selbst Gewerkschaftsmitglieder sich von Rechtsextremen und Corona-Leugner-Szene beeinflussen lassen und die parlamentarische Demokratie in zunehmendem Maße ablehnen. Gesagt wird: "Verschwörungs- und rechte Netzaktivisten bereiten den Nährboden." So weit bin ich damit einig und wirke auch in meinem persönlichen Umfeld konsequent Hass und Hetze sowie Falschmeldungen entgegen. Auf der anderen Seite habe ich zunehmend ebenfalls das Gefühl in einer Scheindemokratie zu leben. Vor allem dann, wenn die Vertreter der Regierung für unsere Qualitätsmedien tagelang plötzlich nicht mehr existent sind und nur noch Melnyks und Selenskijs das große Wort dort führen und nach mehr Waffen schreien dürfen. Das gleiche Gefühl beschleicht mich, wenn Atomstrom plötzlich zu grünem Strom erklärt wird und wenn die kriminellen Betrügereien der Autoindustrie von den Medien als "Schummelei" bezeichnet werden. Ebenso geht es mir, wenn ich sehe, wie mit dem Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit im Falle Assange umgegangen wird und wie deutsche Politiker, seit Jahren parteiübergreifend, zusammenklappen wie Waschlappen und vor diesem Menschenrechtsverstoß ihre moralische Privatinsolvenz angemeldet haben. Ich könnte diese Liste noch locker fortsetzen mit der staatlich sanktionierten Steuerhinterziehung, mit TTIP und der Stilllegung von Nordstream 2, mit der Angleichung der Löhne zwischen Ost und West, ja und auch teilweise mit Corona.

Ebenfalls bietet ver.di publik selbst einen Tsunami an Beispielen, die deutlich sagen: Wir haben nur Demokratie für Konzerne und Oligarchen im Lande, aber immer weniger bis gar keine für die Mehrheit der Bevölkerung.

Für diese Entwicklung tragen viel zu viele unsere Politiker aber auch unserer Qualitätsmedien eine Mitverantwortung.

Karl-Heinz Ott, Sachsenheim