Kurz vor Weihnachten wird entschieden, welche Männer-Mannschaft Fußball-Weltmeister wird. Nicht nur das Datum fühlt sich merkwürdig an, ist der Winter in dieser Sportart sonst weltweit eher den Spielen nationaler Ligen oder gar einer Auszeit vorbehalten.

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Heike Langenberg ist Redakteurin in der ver.di-ZentralredaktionFoto: Renate Kossmann

Seit der Vergabe der WM Ende 2010 ist von einer gekauften Meisterschaft die Rede. Die Skandalakte ist lang, aber es gibt Anzeichen dafür, dass auch andere Bewerberländer mit Schmiergeldern auf Stimmenfang gegangen sind. Klar ist: Bei der Entscheidung hat der Fußball am wenigstens gezählt. Anfangs sollte die WM traditionell im Sommer ausgetragen werden. Das hätte für die Spieler Höchstleistungen bei Temperaturen von 50 Grad und mehr in den Stadien bedeutet. Doch Menschenrechte werden in Katar immer noch mit Füßen getreten, Frauen und LGBTQI* diskriminiert. Arbeits- und Sozialstandards gelten kaum, auf den Baustellen Katars sind seit 2010 rund 15.000 Arbeiter ums Leben gekommen. Diese Liste ließe sich fortsetzen – Fakt ist, dass dabei keine (Fußball-)Stimmung aufkommt. Doch auch von der lebt ein solches Großereignis.

Mit Verweis auf drohende Corona-Einschränkungen und jahreszeitgemäß kühlem Wetter werden Fanmeilen gar nicht erst geplant. Immer mehr Kneipen kündigen an, auf die Übertragung der WM zu verzichten. Erste prominente Ex-Fußballer kritisieren die Wahl des Austragungsorts, die dänische Nationalmannschaft will zumindest auf ihrer Trainingskleidung Stellung beziehen. Winzige Schrittchen, aber zu spät. Wirklich wichtig wäre es, wenn auch aktive Fußballer und Verbände Stellung beziehen. Bei den WM-Bauten hat sich gezeigt, dass Verbesserungen erreichbar sind. Jetzt muss die Fifa spüren, dass allein Geld, Macht und Einfluss auf neue Geschäftsgebiete als Kriterien für eine WM-Vergabe nicht ausreichen.