„Ich habe das Gefühl, dass eine Krise der nächsten folgt. Seit drei Jahren denke ich, dass wir ständig in Krisen sind. (...) Dann steige ich in den im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten relativ teuren Öffentlichen Personennahverkehr und fahre zur Arbeit. Auf der Arbeit reden wir über die Inflation, über die kommende Tarifrunde, über die Demonstrationen im Iran, über den Krieg in der Ukraine und über Büroräume, die nur bis 19 Grad beheizt werden dürfen. Unsere Arbeitgeberin ermutigt uns, von zu Hause aus zu arbeiten. Aber es wird nirgendwo erwähnt, wie diese ausgelagerten Kosten übernommen werden. Dann gehe ich raus in mein privates Leben. Gefühlt hat jede Familie, jeder Mensch Existenzängste: Wie gehen wir durch diesen Winter? Wie werden unsere Nachzahlungen aussehen im März? Das spielt eine sehr sehr große Rolle. Deswegen möchte ich an dieser Stelle sagen: Es wird gesagt, wir sind alle im selben Boot. Ja, wir sind im selben Boot, aber es ist wie eine Kreuzfahrt. Einige haben Balkonplätze, während die anderen nicht mal ein Bullauge da unten haben. Daher: Wenn wir über Solidarität sprechen, müssen wir genau das vor Augen haben. Solidarisch – aber mit denjenigen, die ganz unten sind.”