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Die Beschäftigten machen RabbatzFoto: Dagmar Hegermann

"Immer mehr Arbeit, wenig Geld, dazu die Kostenexplosion bei Grundnahrungsmitteln und Energiekosten, fehlende Wertschätzung, keine Corona-Zulage und keine Regenerationstage wie bei den Pädagog*innen, obwohl wir durchgängig vor Ort in der Kita waren" – so beschreibt eine Hausarbeiterin ihre Situation bei der Elbkinder-Kita-Service-Gesellschaft (EKSG). Aktuell haben die dort Beschäftigten gleich zwei ganztägige Warnstreiks im November durchgezogen in der Hoffnung, den Druck auf die Geschäftsführung so zu erhöhen, dass keine unbefristeten Streiks nötig werden. In bisher vier Verhandlungsterminen sieht das Angebot der Arbeitgeberseite, einem städtischen Unternehmen, eine Einmalzahlung von 90 Euro monatlich für August bis Dezember vor, ab Januar sollen die Gehälter dann um 6,7 Prozent steigen.

Hilke Stein, ver.di-Verhandlungsführerin und Fachbereichsleiterin ist erstaunt, dass die Geschäftsführung dieses bisher letzte Angebot mit 12,4 Prozent beziffert hat: "Da hat sie sich verrechnet." Für eine Hausarbeiterin in Teilzeit mit 20 Wochenstunden bedeute das Angebot eine Verbesserung von lediglich 1.000 Euro mehr auf die gesamte Laufzeit. Die Beschäftigten müssten aber jeden Monat Kostensteigerungen von mehreren hundert Euro pro Familie bewältigen. Das treffe besonders die unteren Einkommensgruppen.

"Es ist nicht zu begreifen, dass ausgerechnet ein städtisches Unternehmen die Beschäftigten in der aktuell angespannten Situation mit Energiekostenexplosion und rasanter Inflation so abspeisen will. Wo bleibt da die Verantwortung? Der Anspruch von Hamburg als 'Stadt der Guten Arbeit' wird so lächerlich gemacht", sagt Stein. Deshalb fordert ver.di Hamburg eine Erhöhung der Monatstabellenbezüge um 10 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr und eine Erholungsbeihilfe als ver.di-Vorteilsregelung, also eine Art Urlaubsgeld für ver.di-Mitglieder.

Die über 900 hauswirtschaftlich Beschäftigten der EKSG sind für die Reinigung der Kitas und die Verpflegung der Kinder zuständig. Mehr als 32.000 betreute Hamburger Kinder profitieren in den knapp 200 Einrichtungen von zertifizierter gesunder Ernährung und einem sauberen Umfeld. Derzeit liegt der Stundenlohn einer Hausarbeiterin bei 12,17 Euro pro Stunde und damit nur knapp über dem gesetzlichen Branchen-Mindestlohn für Reinigungskräfte von 13 Euro seit Oktober 2022.

Mehr Wertschätzung von der Geschäftsführung und von der Hamburger Politik wären nötig, damit die Hauswirtschafts-Beschäftigten ihre Arbeit okay finden könnten, so die Wünsche. "Ich bin die einzige im Team, die in Vollzeit arbeitet – ohne meinen Mann würden wir als fünfköpfige Familie nicht über die Runden kommen", beschreibt eine der Beschäftigten ihre derzeitige Situation. Ihre Kolleginnen und Kollegen antworten auf die Frage, ob sie mit ihrem Gehalt auskommen, geschlossen mit Nein. "Mein Gehalt reicht nicht mal mehr für die Miete", fügt eine wütend hinzu.

Den Warnstreik im November fanden alle von der Stimmung her gut, die Bereitschaft, weiter für Verbesserungen zu kämpfen, ist groß: "Wir wollen alle fair bezahlt werden, denn ohne uns gäbe es keine sauberen Elbkinder Kitas und kein täglich frisch gekochtes Essen und somit auch keine pädagogische Arbeit."

Stand: November 2022