Wer ein politisches Verständnis hat und sich Einblicke in die rechtspolitische Arbeit von Gewerkschaften wünscht, kann einen Teil seiner juristischen Ausbildung im Bereich Recht und Rechtspolitik der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin absolvieren. Im Rahmen des juristischen Referendariats können dort Tätigkeiten ausgeübt werden, die in anderen Wahl- stationen oft zu kurz kommen.

Werden Mitarbeitende rechtswidrig gekündigt, in ihren Arbeitnehmerrechten beschnitten oder versucht ein Unternehmen die Wahl eines Betriebsrats zu verhindern, unterstützt ver.di die Betroffenen auch vor Gericht. Als Bundesrechtsabteilung der Gewerkschaft organisiert der Bereich Recht und Rechtspolitik den gewerkschaftlichen Rechtsschutz und begleitet Gerichtsverfahren für ver.di-Mitglieder bis zu den obersten Bundesgerichten und dem EuGH. Aber auch außerhalb des Gerichts stellen sich zunehmend neue arbeits- und sozialrechtliche Fragen, zu denen ver.di berät. Etwa zu Datenschutz, Diskriminierung, Gesundheitsschutz oder sogar Whistleblowing.

In enger Abstimmung mit den anderen DGB-Gewerkschaften arbeitet ver.di zu aktuellen Gesetzentwürfen der Ministerien und der Bundesregierung, ist zudem Sachverständige für Ausschüsse im Bundestag und Gast oder Rednerin auf Fachtagungen. Darüber hinaus sitzt ver.di in zahlreichen Beiräten wichtiger juristischer Institutionen und Fachzeitschriften. Damit bietet die Gewerkschaft Referendar*innen eine spannende Schnittstelle zwischen Politik und Recht.

ver.di hat Hebelfunktion

"Menschen, die studiert haben, haben ein etwas distanziertes Verhältnis zur Gewerkschaft, kennen das gar nicht aus ihrer eigenen Lebenswirklichkeit. Bei Juristen ist diese Distanz besonders ausgeprägt", sagt Jurist Peter Schmitz, seit über 20 Jahren Ausbilder der Referendare bei ver.di. ver.di hole sich Leute, die uns gewogen sind und sensibilisieren sie für diese Themen. "Personalabteilungen, Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände wissen, warum sie juristische Expertise brauchen, um ihre Interessen durchzusetzen. Hier heißt es, dagegenzuhalten und gute Leute zu finden, die bereit sind, sich für unsere Seite einzusetzen."

Wo bei vielen Juristen die Arbeit aufhört, fängt die Arbeit von ver.di oft erst an, erklärt der aktuelle Referendar Reentje Streuter. "Ich hatte einen Fall, wo wir dem Kollegen sagen mussten, dass er mit seinem Anspruch leider nicht weiterkommt, weil die Gesetzeslage so ist." Statt aber an diesem Punkt aufzuhören, haben Streuter und seine Kolleg*innen die Bundestagsfraktionen angeschrieben und gefragt, 'Warum ist denn die Gesetzeslage so?' "Hier ist vielleicht ein Missstand, auf den man aber aufmerksam machen kann. Diesen Hebel gibt es hier, und deswegen finde ich es besonders gut, hier zu arbeiten."

Spannend an der gewerkschaftlichen Tätigkeit als Jurist sei auch, dass man sein politisches Engagement in die berufliche Orientierung einbinden kann. Juristerei sei häufig eher wirtschaftsorientiert, sagt Streuter. Viele würden in Wirtschaftskanzleien landen und daran arbeiten, den Profit von Unternehmen zu maximieren. "Hier mache ich etwas, bei dem ich zum großen Teil auch politisch dahinterstehe."

Mehr Infos: recht.buv@verdi.de

Von Rita Schuhmacher