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1.200 Jugendliche streikten in Nürnberg für bessere BedingungenFoto: ver.di München

Es klingelt kurz, dann begrüßt mich am Telefon eine heisere Stimme. Es ist David Byrne. Junger Aktiver der ver.di Jugend München und aktuell im Streik. Gerade kommt er von einem großen Jugendstreiktag in Nürnberg und ist deswegen noch hörbar angeschlagen. "Der Tag war echt geil", sagt der 24-jährige Münchener.

Praktikanten, Auszubildende und dual Studierende von Bund und Kommunen aus ganz Bayern beteiligten sich Anfang März am bundesweiten Jugendstreiktag im öffentlichen Dienst (ÖD). Byrne hat wochenlang mitorganisiert und mitgeplant. Ehrenamtlich. "Das war verdammt viel Arbeit", sagt der junge Aktive. Und: "Das Ergebnis war einfach nur der absolute Hammer." Mehr als 1.200 junge Streikende aus den unterschiedlichsten ÖD-Bereichen nahmen an der Streikaktion in Nürnberg teil. Bundesweit waren es über 6.000 – die bisher größten Streikaktionen der jungen Gewerkschafter*innen im letzten Jahrzehnt. In Nürnberg waren es vorwiegend Auszubildende aus dem Gesundheitswesen, der Energieversorgung und der Verwaltung.

Für ver.di begeistern

David Byrne selbst ist bei einem Streik – damals noch in der Ausbildung zum Erzieher – Mitglied in ver.di geworden. "Ich wurde an dem Streiktag angesprochen und hab sofort mitgestreikt", erzählt er. Seit Anfang an ist er überzeugter Gewerkschafter. Er wollte sich sowieso politisch engagieren, fand aber im Parteienspektrum keine wirkliche Heimat. In der ver.di Jugend fand er sie und ist seitdem aktiv. "Ich möchte Menschen für unsere Forderungen nach einer besseren Arbeitswelt begeistern und auf die Straße bringen und mich aktiv für den eigenen Beruf einsetzen."

Oft seien Auszubildende leider Lückenfüller, sagt David Byrne. Er weiß wovon er spricht, kennt die Ausbildungsbedingungen junger Menschen im Öffentlichen Dienst. Die Corona-Pandemie habe zudem gezeigt, dass die Auszubildenden den Laden mit am Laufen halten. "Dafür sind aber Azubis eigentlich gar nicht zuständig." Der junge Münchener fordert mehr Respekt und mehr Wertschätzung, statt Ausbeutung. Auch in Form einer höheren Bezahlung. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 70 Euro sei für ihn nicht verhandelbar.

Er und tausende junge ver.di-Mitglieder aus dem öffentlichen Dienst treten in der laufenden Tarifrunde für eine Erhöhung der Ausbildungs- und Studienvergütungen sowie der Praktikanten- entgelte um 200 Euro monatlich ein. Darüber hinaus wollen sie eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung. "Denn wir müssen ja auch nach der Ausbildung eine Perspektive haben und werden als Fachkräfte doch auch schlichtweg gebraucht", sagt Byrne. Und wenn es bis Ende März keine Einigung gibt? Spätestens dann sei es an der Zeit Gewerkschaftsmitglied zu werden, wie er selbst damals beim Streik, und aktiv zu werden. "Engagier dich, geh auf die Straße, hab Spaß, jetzt ist deine Zeit!"

Andreas Reinshagen