Die Zahl geschlossen rechtsextremer Menschen ist in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren zurückgegangen. Für Ostdeutschland beziffert Oliver Decker, Direktor des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts an der Universität Leipzig, ihren Anteil auf zwei Prozent, in der Vergangenheit lagen diese Werte bei acht bis zehn Prozent.

Sozialdarwinismus und NS-Verharmlosung treffen weniger auf Zustimmung. Allerdings sei die Ausländerfeindlichkeit in Ostdeutschland auf über 30 Prozent angestiegen. Auch Sexismus und Antifeminismus haben mittlerweile stärker zugenommen.

Das sind einige Ergebnisse der Autoritarismus-Studie 2022, die jüngst in Berlin vorgestellt wurde. Seit 2002 werden mit dieser Studie alle zwei Jahre die autoritären und rechtsextremen Einstellungen in Deutschland untersucht, lange Jahre veröffentlicht unter dem Namen "Mitte-Studien".

"Die Krisen haben erstaunlicherweise in den letzten zwei Jahren in der Breite der Bevölkerung zu einer Akzeptanz des demokratischen Systems geführt", sagte Decker in einem Interview mit der Tagesschau. Die verfassungsgemäße Ordnung in der Bundesrepublik hätte noch nie so viel Zustimmung erfahren, derzeit über 90 Prozent auch im Osten. Gerade in akuten Krisen sei der Unterschied zu autoritären, autokratischen Herrschern offensichtlich. "Gleichzeitig ist das Erleben einer demokratischen Wirksamkeit sehr gering. Die wenigsten Leute halten es für sinnvoll, sich zu engagieren", warnt der Wissenschaftler.

Die Studie hat ergeben, dass sich die antidemokratischen Einstellungen verschoben haben. Sie seien nicht mehr ausdrücklich rechtsextrem, dennoch aber für Rechtsextreme anschlussfähig. Und das versuchen Rechtsextreme zu nutzen. Decker forderte, den gesellschaftlichen Zusammenhalt wieder zu stärken. hl

Die Studie kann unter boell.de/de/ leipziger-autoritarismus-studie kostenlos heruntergeladen werden. Auf der Seite finden sich auch mehr Infos zu Inhalten der Studie und ein Mitschnitt der Pressekonferenz. Die Studie wird von der Otto-Brenner- und der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt.