Ausgabe 01/2023
Der die Stadt sauber hält
Ursprünglich habe ich Maurer gelernt, aber ein paar Jahre später eine Umschulung zum Berufskraftfahrer gemacht. 2003 begann ich bei der Müllabfuhr in der Nähe von Heidelberg. Damals musste ich jedes Wochenende über 550 Kilometer fahren, um nach Hause zu kommen. Meine kleine Tochter hat sonntags immer geweint, wenn ich wieder zur Arbeit musste. 2011 bin ich nach Dresden zurückgekehrt, wo ich eine Stelle in der Stadtreinigung bekam. Für die Arbeit genügt ein Führerschein für Lkws. Als gelernter Berufskraftfahrer könnte ich aber auch andere Arbeit übernehmen, zum Beispiel Gefahrgut transportieren.
Bei der Stadtreinigung fahre ich Restmüll, Bio und Papier. Der Dienst beginnt um 6 Uhr. Wir haben eine 39,5-Stundenwoche und arbeiten montags bis freitags. Fällt ein Feiertag in die Arbeitswoche, dann müssen wir das samstags nachholen, sonst würde sich der Müll türmen. Für die Samstagsarbeit bekommen wir Überstunden aufgeschrieben. Wenn aber beide Weihnachtsfeiertage unter die Woche fallen, dann können wir nur einen Tag davon am Samstag nachholen. Das bedeutet, wir müssen auch am zweiten Weihnachtsfeiertag raus. Dafür bekommen wir dann noch Feiertagszuschläge zusätzlich zu den Überstunden.
Einer fährt, der andere kippt die Tonnen
Wir sind immer zu zweit auf dem Fahrzeug unterwegs, es sei denn ein Auszubildender ist zusätzlich mit an Bord. Bei einer Zwei-Mann-Besatzung fährt einer bis zur Frühstückspause und der andere kippt die Tonnen. Danach wird gewechselt. Wenn wir die Biotonne fahren, reicht ein Fahrzeug für den ganzen Tag, bis wir ausleeren müssen. Im Herbst, wenn traditionell viele Gartenabfälle anfallen, müssen wir zwischendurch zur Bioabfallvergärungsanlage zurück und das Fahrzeug ausleeren. Bei der Restmüllsammlung fahren wir regelmäßig zweimal am Tag zurück, das bedeutet zwei mal 12 Tonnen Müll abladen. Wir sind es, die den internen Slogan der Stadtreinigung Dresden mit Leben erfüllen: Wenn Sie nichts sehen, waren wir da. Als ich bei der Stadtreinigung anfing, hatten wir einen sehr kalten Winter mit teilweise bis zu minus 20 Grad. Dann geht die Hydraulik langsamer und die Kippung für das Entleeren der Tonnen verzögert sich. Manchmal ist auch der Biomüll gefroren und geht nur schwer aus der Tonne heraus. Dann dauert alles länger.
Ich bin aktives Gewerkschaftsmitglied. Vor ein paar Jahren sagten Kollegen zu mir, du machst den Mund auf, das passt, lass dich für die ver.di-Tarifkommission aufstellen. Das habe ich getan und wurde gewählt. Bislang hat die Stadtreinigung Dresden einen eigenen Entgelt-Haustarif, der zum Jahresende 2023 ausläuft. Nach der Rekommunalisierung im Sommer 2020 gilt für uns ab Januar 2024 der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes, deshalb ist für uns die aktuelle Tarifrunde jetzt so wichtig.