"Das ist ein Tarifabschluss, der über die Branche hinaus zukunftsweisend ist", sagt Jonas Senftleben, der für den Bereich Energiewirtschaft im Bezirk Sachsen West-Ost-Süd verantwortliche Gewerkschaftssekretär. Der Energieverbund bündelt die ENSO Energie Sachsen Ost AG, die DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH, die DREWAG und ENSO Netz GmbH und die DRECOUNT GmbH. Weitere sächsische Energieversorger gehören zwar noch dazu, sind jedoch vom "Tarifvertrag zur Übernahme von Auszubildenden und Dual-Studierenden nach erfolgreichen Berufsausbildungs- und Studienabschlüssen" nicht tangiert. Die Geschäftsführung hat sehr frühzeitig erkannt, dass eine qualitativ hochwertige Versorgung der Kundinnen und Kunden nur mit gut ausgebildeten Fachkräften sichergestellt werden kann.

"Uns kam es darauf an, die Auszubildenden und Studierenden aktiv in die Verhandlungen einzubinden, von der Erarbeitung der Inhalte bis hin zum Streitgespräch mit der Arbeitgeberseite", so die Maxime von Fachbereichsleiter Marcus Borck. Jedes Tarifergebnis sei ein Kompromiss, sagt man. Im konkreten Falle überwiegt die sogenannte "Win-Win-Situation". Die Arbeitnehmerseite verbucht für sich ansehnliche Prämien bei erfolgreichem Ausbildungsabschluss. Die Beurteilung der betrieblichen Leistungen gehört ebenso zu einem spezifischen Benotungssystem wie die Zeugnisse und die Prüfungsergebnisse. Der prozentuale Anteil der einzelnen Kriterien wird jährlich neu verhandelt.

Aber nicht nur der schnöde Mammon schafft Anreize zum erfolgreichen Abschluss. Mit Eintritt in das Unternehmen ist klar, welche Leistungen erbracht werden müssen, um ein Übernahmeangebot zu erhalten. Spätestens elf Monate vor dem Abschluss finden "Zukunftsgespräche" statt, drei Monate vor der letzten Prüfung folgen die "Übernahmegespräche". "Wir haben nicht nur eine Übernahmeregelung geschaffen, die Azubis können ihre Zukunft im Unternehmen selbst beeinflussen und planen. Dass dabei noch eine Finanzspritze herausspringt, ist ein willkommener Nebeneffekt", sagt Hans Fabian, Mitglied der Tarifkommission.

Für die Arbeitgeberseite entsteht dadurch Planungssicherheit und die Gewissheit, gut ausgebildete Fachkräfte an das Unternehmen zu binden. Jonas Senftleben macht keinen Hehl daraus, dass es Phasen gab, in denen der Glaube an das Gelingen eines Abschlusses merklich nachließ: "Das war kein Selbstläufer – eher kontinuier- liches und konsequentes Herantasten an die selbstgesteckten Ziele."