Als ich die erste Version dieser Kolumne schrieb, verbreiteten sich die Luftalarm-Warnungen in der ganzen Ukraine. Lokale Telegrammkanäle berichteten, dass von Russland aus eine neue Welle von Drohnen gestartet wäre. Die meisten Drohnen wurden vom ukrainischen Militär zerstört. Dennoch trafen einige ihr "Ziel": Chmelnyzkyj im Westen des Landes. Die Einschläge lösten ein massives Feuer aus, zu dem ein Team lokaler Feuerwehrleute eilte. Bei den Löscharbeiten wurden fünf von ihnen verletzt, zwei Feuerwehrmänner starben an den Folgen ihrer Verletzungen.

Seit Beginn der russischen Invasion ist dies nicht zum ersten Mal passiert. Ukrainische Rettungskräfte erleiden große Verluste in diesem Krieg. Auch wenn die Stadt Chmelnyzkyj in der Nähe der Front oder an vorderster Front ist, wie es seit fast einem Jahr bei Bakhmut der Fall ist, leben dort immer noch Menschen und Feuerwehrleute sind vor Ort. Manchmal erfolgen die Angriffe auf Feuerwehren oder andere Einrichtungen, deren Aufgabe es ist, Menschen in schwierigen Situationen zu helfen, absichtlich. Rettungskräfte löschen Feuer nach Beschuss, ziehen Menschen unter den Trümmern hervor und versuchen zu erhalten, was von einer Stadt nach den Bombardements bleibt.

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Olha VorozhbytFoto: privat

Ein Jahr wie nie zuvor

Gleichzeitig stehen Rettungskräfte in den besonders vom Krieg betroffenen Städten unter ständigem Beschuss. Im Januar haben die Russen auf zwei Feuerwachen in Cherson geschossen. Ein Feuerwehrmann starb bei einer der Bombardierungen. Während des zurückliegenden Jahres wurden im Oblast Charkiw fünf Feuerwehrleute und sechs Minenräumer getötet und mehr als 40 verletzt. In der gesamten Ukraine starben 57 Rettungskräfte. Allein in der Region Charkiw mussten die Feuerwehren mehr als 10.000 Mal ausrücken, täglich mehr als 20 Mal. Gleichzeitig ist die Situation in frontferneren Regionen nicht so schwierig. Dort sind die Herausforderungen andere.

Denys Dobrowolskyi arbeitet seit zehn Jahren als Feuerwehrmann in Winnytsja, einer großen Stadt in der Nähe von Chmelnytskyj. Das letzte Jahr sei natürlich außergewöhnlich gewesen, sagt er, aber nicht nur wegen des Krieges. "Die Menschen sind aufmerksamer geworden", sodass es deutlich weniger Brände aufgrund von Fahrlässigkeit gegeben habe. Andererseits hatten die Massenstromausfälle – verursacht durch russischen Raketenbeschuss – den Einsatz diverser Generatoren, verschiedener Arten von Batterien oder anderer Technik zur Folge, weshalb am Ende die Anzahl der Feuerwehreinsätze trotzdem hoch gewesen ist.

Aufgrund des insgesamt wachsenden Bedarfs an Rettungsgeräten tauchen immer mehr davon in der Ukraine auf. Ukrainische Rettungskräfte erhalten das Gerät als Hilfe von Partnern im Ausland und manchmal einfach dank der Initiative einzelner Menschen. Für Frontregionen, die oft beschossen werden, ist dies eine Notwendigkeit, da die vorhandene Ausrüstung oft durch Angriffe versagt oder zerstört wird. In diesem Jahr wurden ebenfalls allein im Oblast Charkiw 42 Feuerwehrautos durch Beschuss einsatzunfähig. Für die frontferneren Regionen hingegen bedeutet die Aufstockung der Feuerwehrflotte die Möglichkeit, damit nicht nur Großstädte, sondern auch Kleinstädte oder Dörfer zu versorgen. Feuer können so überall schneller gelöscht werden.

Denys sagt, er schätze die Zusammenarbeit mit Freiwilligen aus Luxemburg sehr. Dank ihnen erhielten die Winnytsja-Rettungskräfte Spezialautos und Generatoren. Denys und einer seiner Kollegen waren dafür zwei Tage in Luxemburg, wo sie die Arbeit der Kollegen vor Ort kennenlernten. Die daraus erwachsene neue Freundschaft mit Menschen, die Tausende von Kilometern von der Ukraine entfernt leben, war ein warmes Zeichen in diesem kalten Winter, der endlich vorbei ist. Es bleibt zu hoffen, dass der Krieg ebenso schnell endet.

Olha Vorozhbyt ist stellvertretende Chef-Redakteurin des ukrainischen Nachrichtenmagazins Ukrajinskyi Tyschden. Seit der Ausgabe 03_2022 schreibt sie regelmäßig für uns ein Update aus der Arbeitswelt in der Ukraine.