Peter Soellner begrüßt ein ver.di-Mitglied im Flur des Münchener Gewerkschaftshauses. Zusammen gehen sie in sein Büro, wo er Donnerstag- und Freitagvormittag ehrenamtlich Mitglieder in Steuerfragen berät. Kostenlos. Denn für ver.di-Mitglieder ist die Lohnsteuerberatung im Mitgliedsbeitrag enthalten. Vorausgesetzt man ist nicht selbstständig oder hat aus Vermietung oder Verpachtung zusätzliche Einnahmen.

Das Mitglied heute hat einen ganzen Packen Unterlagen im Gepäck und möchte eine Beratung für die alljährliche Steuererklärung: Lohnsteuerauszüge, Gehaltsabrechnungen und wichtige Belege. Für viele ist die Steuererklärung eine mühselige Arbeit. Es gilt Belege und Unterlagen zu sammeln und zu sichten sowie den Überblick zu behalten über die komplexen Zahlen und Formulare. Doch dieser Aufwand kann sich lohnen. Ob Homeoffice, Werbungskosten oder Pendlerpauschale – in vielen Fällen gibt es nach einer Einkommensteuererklärung Geld vom Fiskus zurück.

Gut, dass es den ver.di-Lohnsteuerservice gibt. Dazu wenden sich die Mitglieder telefonisch oder elektronisch an die Kontaktadressen in den einzelnen Bezirken. Auf der Homepage des ver.di-Bezirks München können sich Interessenten direkt in einem virtuellen Termin- kalender freie Beratungsplätze aussuchen. Bei Terminvergabe erhalten die Mitglieder eine Liste mit Unterlagen, die zum Termin mitgebracht werden sollen.

Peter Soellner ist einer von mehr als 30 ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern in München. Um als ehrenamtlicher Lohnsteuerberater arbeiten zu können, musste er einen sechstägigen Grundlehrgang absolvieren und erhielt dafür 2014 das Wissen zum Steuerrecht für Angestellte, Beamte und Rentner. Jährlich frischt er sein Wissen auf.

Soellner kennt die steuerlichen Begrifflichkeiten von A wie Arbeitnehmer bis Z wie Zusammenveranlagung. In seiner ruhigen Art erklärt er den Mitgliedern die nötigen Zusammenhänge. Entschärft da, wo irrtümliche Ansprüche entstehen; hilft dort weiter, wo Angaben zu einer Rückzahlung führen können. "Notfalls auch mit einer einfachen Rechnung auf einem Blatt Papier, dann haben die Mitglieder gleich ein besseres Verständnis", sagt er.

Nah gehen ihm besondere Fälle. Menschen mit einer Beeinträchtigung, Alleinerziehende, Sonderfälle durch Corona und Menschen, die ihren Eltern im Ausland finanziell unter die Arme greifen. "Ich versuche dann zu helfen und vielleicht einen kleinen Teil dazu beizutragen, Menschen aus schwierigen Situationen zu unterstützen", sagt Soellner. Mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit möchte er auch den gewerkschaftlichen Gedanken der Solidarität weitertragen. Wenn Mitglieder auch im nächsten Jahr nach ihm fragen, freut ihn das sehr.

In der Regel dauert solch ein Termin bei Peter Soellner ein bis eineinhalb Stunden. Nach der Erstellung der Steuererklärung bietet er den Mitgliedern zudem die Möglichkeit an, die Unterlagen per Elster zu übertragen. Der alte klassische Postweg via Papierausdruck und Unterschrift ist allerdings auch noch möglich. Peter Soellner sagt: "Warum schwer, wenn´s einfach durch unsere Unterstützung geht." Schätzungsweise 500 Millionen Euro zu viel gezahlte Steuern bleiben in den öffentlichen Kassen. "Dabei lohnt die Mühe", weiß Soellner. Mit jedem Steuerbescheid erstatten die Finanzämter durchschnittlich 1.051 Euro.