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Milliarden von Menschen betrifft es – weltweit. Fast die Hälfte aller Menschen menstruieren. Und doch ist es ein Vorgang, der oft noch mit Scham und Tabus besetzt ist. Auch fehlt es an Wissen, Akzeptanz und oft auch finanziellen Mitteln. Ein Vorgang, der zur Biologie des Menschen gehört wie ein Toilettengang. Doch während Klopapier als Hygieneartikel selbstverständlich auf öffentlichen Toiletten für alle kostenlos zur Verfügung steht, müssen Mädchen und Frauen für Menstruationsprodukte bezahlen. Dabei sind Hygieneartikel wie Binden oder Tampons nicht billig. Jedoch kommen Mädchen und Frauen bis zu den Wechseljahren nicht umhin, sie sich jeden Monat kaufen zu müssen.

Die erste Periode kommt meist zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr. Von da an sind Mädchen und Frauen etwa 40 Jahre lang, rund 500 Mal, mit ihrer Menstruation beschäftigt – jedes Mal und tagelang ist das zudem oft mit Schmerzen und hormonellen Schwankungen verbunden. Bei den Kosten, die mit der Periode verbunden sind – neben Tampons und Binden zählen zum Beispiel auch Menstruationstassen, Unterwäsche und Schmerzmittel dazu – gehen die Schätzungen auseinander. Einige Studien sprechen von 400 bis 500 Euro im Jahr, was aufs gesamte Leben 16.000 bis 20.000 Euro ausmacht.

Das macht es für rund ein Viertel der in Deutschland lebenden Mädchen und Frauen finanziell schwierig, sich ausreichend mit Binden und Tampons zu versorgen – so das Ergebnis einer Studie der Organisation Plan International. Die Zahl der Frauen, die aus finanziellen Gründen das Wechseln von Binden und Tampons herauszögern, liegt in Deutschland laut der Studie bei 12 Prozent, bei den unter 24-Jährigen sogar bei 18 Prozent. Mangelnde Menstruationshygiene wie ein nicht gewechselter Tampon kann aber ernste gesundheitliche Folgen haben – im Extremfall bis hin zum gefährlichen Toxic Shock Syndrom. Plan International fordert deshalb von der Politik: Kostenlose Menstruationsprodukte in allen Schulen und öffentlichen Einrichtungen.

Gegen Periodenarmut, für Geschlechtergerechtigkeit

Das will auch ver.di so. Auf dem 6. ver.di Bundeskongress im September stimmten die Delegierten dem Antrag "Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsartikeln in allen öffentlichen Schulen, Bildungseinrichtungen und Universitäten" zu. Damit ist entschieden, dass ver.di sich bei den entsprechenden politischen Ebenen und Gremien dafür einsetzt. "Bei diesen Hygieneprodukten handelt es sich um notwendige Artikel für menstruierende Menschen, die wie Toilettenpapier kostenlos vorzuhalten sind", heißt es in dem Antrag, den der Landesbezirksfrauenrat Hessen eingebracht hatte.

Für das Einsetzen der Menstruation, was oftmals plötzlich und mitten in alltäglichen Lebenssituationen wie in der Schule passiert, muss frau benötigte Hygieneartikel dabeihaben. Auch für das Wechseln dieser Artikel an einem langen Unterrichtstag. Ein logistischer und finanzieller Aufwand, der viele vor Probleme stellt. "Durch eine kostenlose Bereitstellung von Hygieneartikeln wird die so genannte Periodenarmut vermieden", so der Landesbezirksfrauenrat Hessen in dem Antrag.

Noch einen Schritt weiter geht der Antrag der Landesbezirksjugendkonferenz Nord, der kostenlose Menstruationsartikel in allen öffentlichen Toiletten sowie "vorbildhaft auf Veranstaltungen und in allen Einrichtungen von ver.di" fordert. Menstruierende Menschen müssen sich viele Jahre ihres Lebens um die Beschaffung von Hygieneartikeln wie Tampons oder Binden und die damit verbundenen Kosten sorgen, heißt es in der Begründung des Antrags. Die Steuersenkung für Menstruationsartikel von 19 Prozent auf 7 Prozent sei ein erster Schritt gewesen. Jedoch sei dies längst nicht ausreichend.

Während Klopapier als Hygieneartikel völlig selbstverständlich auf öffentlichen Toiletten für alle kostenlos zur Verfügung steht, müssen Mädchen und Frauen für Menstruationsprodukte bezahlen.

"Da sich niemand der menstruierenden Personen die Menstruation ausgesucht hat und dies eine natürliche Funktion des Körpers ist, sollte die Verwendung von Menstruationsartikeln genauso normal sein, wie die Benutzung von Toilettenpapier." Genau wie das Klopapier sollten auch Menstruationsartikel für alle kostenlos und frei zugänglich auf öffentlichen Toiletten zur Verfügung stehen. Die ständige Verfügbarkeit und dadurch das Vermeiden einer akuten Not – aus finanziellen oder logistischen Gründen – würde auch "maßgeblich zur Gleichstellung der Geschlechter" beitragen, heißt es in der Antragsbegründung weiter. "Die generelle kostenlose Verfügbarkeit sorgt für ein offeneres Verhältnis gegenüber der Periode und eine fortschreitende Enttabuisierung in der Gesellschaft." Der Antrag wurde als Arbeitsmaterial zur Weiterleitung an den Bundesvorstand angenommen.

Gute Beispiele

Den Mangel an Geschlechtergleichheit haben bereits einige Städte Deutschlands erkannt und steuern gegen. In Karlsruhe und Heidelberg erhalten Frauen und Mädchen im Rahmen eines Pilotprojekts seit September dieses Jahres kostenlose Binden und Tampons. "Die Bereitstellung von kostenlosen Hygieneartikeln ermöglicht Frauen eine gleichberechtigtere Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben, da das Thema Menstruation ökonomische Auswirkungen auf Frauen haben kann, die eine gleichberechtigte Teilhabe einschränken", heißt es auf heidelberg.de, die das Pilotprojekt perioHDe vorstellt.

In Tübingen gibt es schon seit Anfang des Jahres kostenlose Binden- und Tampon-Spender in allen Schulen und öffentlichen Gebäuden. Und selbst im konservativen Bayern tut sich was. Einzelne Gemeinden wie Unterföhring und Würzburg führen eigene Pilotprojekte durch. Bleibt zu hoffen, dass ganz Deutschland nachzieht und es wie die Schotten macht: Da müssen städtische Einrichtungen und Bildungseinrichtungen seit August dieses Jahres per Gesetz kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung stellen. In Schulen war die Verfügbarkeit dort schon seit dem vergangenen Jahr verpflichtend. Schottland ist damit das erste Land der Welt, das ein Gesetz für kostenlose Periodenartikel in allen städtischen Einrichtungen beschlossen hat.