Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, CSU, hat am ersten Advent nicht nur durch seine Forderungen zum Kappen der Bürgergeld-Erhöhung von sich Reden gemacht. Auch ein Reel auf seinen Social-Media- Kanälen machte die Runde. In einem quietschroten Rentierpullover zündet Söder in dem kurzen Video die erste Kerze eines Adventskranzes an, tritt einen Schritt zurück, setzt sich in einen bereitstehenden Patchwork- Ohrensessel, greift zu einer Tasse Glühwein und wünscht seinen Zuschauer*innen einen schönen ersten Advent. Der Tagesspiegel fragte anderntags in einer Glosse: "Bleibt eine bange Frage: Was wird Markus Söder am zweiten Advent tragen?" Ehrlich gesagt, möchte ich das gar nicht wissen. Interessieren tut vielmehr, wie Söder seine Social-Media-Aktivitäten, allesamt finanziert aus Steuerngeldern von eben uns, den Steuerzahler*innen, rechtfertigt. Allein 2022 hat seine Staatskanzlei 178.618,13 Euro nur für die Honorare von freien Fotografen ausgegeben. Im August antwortete Söder auf Fragen zu seiner Social-Media-Präsenz und die Kosten: "Es ist mir persönlich extrem wichtig, dass die Menschen spüren, dass Politik eben nicht nur etwas Abgehobenes ist, sondern präsent ist." Nur, was hat sein Adventsgaga und sein Format "Söder isst", in dem er mehrfach wöchentlich Bilder von sich und seinem Mittagsmahl postet und selbst für Fast Food Werbung macht, mit Politik zu tun? Genau! Nichts! Das und sein Bürgergeld-Bashing sind Populismus auf Kosten von Menschen, die sich ohnehin schon abgehängt fühlen.

Um viele solcher Menschen, den immer weniger zum Leben bleiben würde, würden sie sich nicht wehren, geht's in dieser Ausgabe. Um die Beschäftigten im Handel und in den Kinos, bei den Wach- und Sicherheitsdiensten und bei Amazon, denen jetzt ein Theaterstück gewidmet wurde. Sie und alle anderen Beschäftigten halten das Land am Laufen. Ihnen, euch allen wünschen wir schöne Feiertage, bleibt gesund und kämpferisch. Söder und Co. werden auch im nächsten Jahr bei den Leuten mit kleinem Portemonnaie streichen wollen.

Petra Welzel
Chefredakteurin der ver.di publik

Die nächste Ausgabe der ver.di publik erscheint: Anfang Februar 2024