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Protest der Länderbeschäftigten in Stuttgartver.di

Die zweite Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder Anfang November brachte nicht nur kein Ergebnis, sie brachte noch nicht einmal ein Angebot der Arbeitgeber. Die entschlossene Antwort der Beschäftigten folgte auf dem Fuße: Insgesamt 150 Beschäftigte des Staatstheaters Stuttgart beteiligten sich am 14. November an zwei Kundgebungen des bereits zweiten Warnstreiks im Rahmen der laufenden Tarifrunde.

Der Streik entfaltete unmittelbare Wirkung: Die abendliche Opernvorstellung von Guiseppe Verdis „Falstaff“ konnte nur konzertant über die Bühne gehen. Die durch die Tarifverhandlungen indirekt betroffenen Orchesterbeschäftigten solidarisierten sich mit ­ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Tarifbereich der Länder und spielten die genannte Vorstellung in Streikwesten.

Personalrat Andreas Meilhammer, ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Sidar ­Carman und der zuständige Gewerkschaftssekretär Sven Schwarz schilderten in ihren Redebeiträgen eindrücklich die prekäre finanzielle Situation der Beschäftigten. Es ging um die Auswirkungen der grassierenden Inflation, der hohen Arbeitsbelastung durch den herrschenden Personalmangel und die gesellschaft­liche Bedeutung des Kulturbetriebs. Scharf kritisiert wurde, dass die Arbeitgeberseite diese Situation der Beschäftigten vollständig ignoriert. Dabei sind die Steuereinnahmen derzeit auf Rekordniveau. „Augenscheinlich hat die Arbeitgeberseite ihre im Vorfeld häufig betonte Wertschätzung gänzlich vergessen“, sagte ­Sidar Carman.

Wohngeld, wenn das Gehalt nicht reicht

Für besonderen Unmut unter den Anwesenden sorgte zudem eine durchgesickerte Aussage des Verhandlungsführers der Arbeitgeberseite, des Hamburger

Finanzsenators Andreas Dressel, SPD. Im Rahmen der letzten Verhandlungsrunde hatte er Beschäftigten empfohlen, sie sollten doch Wohngeld beantragen, wenn ihr Gehalt nicht zum Leben reicht. „Noch weiter kann man sich von der Lebensrealität der arbeitenden Bevölkerung wohl kaum entfernen – gute Arbeit muss bedingungslos für ein gutes Leben reichen“, kommentierte Sven Schwarz. Die Beschäftigten ihrerseits ließen im

Anschluss keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit aufkommen, im Bedarfsfall den Forderungen durch weitere Streikaktionen Nachdruck zu verleihen – und die Arbeitgeberseite so in die Realität zurückzuholen.