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Oliver Berg/dpa

Titel "Menschenwürde unterm Hammer", ver.di publik 8_2024

Zum Thema Bürgergeld stimme ich Ihnen vollkommen zu, zumal immer wieder vergessen wird, dass viele Betroffene durch gesundheitliche Einschränkungen Mehrausgaben haben, die in die Berechnung nicht mit einfließen. Ich empfinde es aber als geradezu diskriminierend, wenn arme Menschen als "sozial schwach" bezeichnet werden. Diese von Politik und Medien häufig gebrauchte Formulierung halte ich für falsch – wer wenig Geld hat, ist nicht sozial, sondern ökonomisch schwach. "Sozial schwach" verhalten sich in meinen Augen bspw. Steuern hinterziehende Firmen/Millionäre, aber nicht per se Arbeitslose und Niedriglöhner. Mit dieser Ansicht bin ich nicht allein. Im Buch "Gute-Macht-Geschichten" von Daniel Baumann und Stephan Hebel steht auf Seite 160: "Die Nationale Armutskonferenz hält den Begriff für das Unwort unter den Unwörtern innerhalb des sozialpolitischen Diskurses." Ich bin überzeugt davon, dass Sprache einen großen Einfluss hat, und dass falsche Formulierungen auf die Dauer im Unterbewusstsein der Menschen eine Botschaft verankern. In allen denkbaren öffentlichen Bereichen wird penibel auf Political Correctness der Sprache geachtet, nur wenn es um arme Menschen geht, scheint dies keinen zu interessieren.

Christiane Bauer, per E-Mail

Leider wird selten erwähnt, dass unter den Menschen, die Bürgergeld beziehen, auch Menschen sind, die durch Unfall, Behinderung und Krankheit nicht arbeiten können, bzw. im öffentlichen Arbeitsmarkt nicht vermittelt werden können. Auch ich befinde mich in dieser Situation, kämpfe seit 2020. Zunächst um eine Umschulung, da ich meinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann. Seit Februar 2022 und drei Reha-Maßnahmen um eine Erwerbsminderungsrente. Nach 32 Jahren Arbeit im sozialen Bereich und jetzt 70 Prozent schwerbehindert, bleiben mir von den 502 Euro nach Abzug von Strom, Internet, Versicherungen, etc. noch 220 Euro zum Leben. Das soll zu viel sein?

M. Minger, per E-Mail

Kommentar "Die Zukunft ausgebremst", ver.di publik 8_2024

Kollege Dierk Hirschel empfiehlt diplomatisch die Streichung der sogenannten Schuldenbremse aus dem Grundgesetz. Das ist dringend notwendig. Das Bundesverfassungsgericht hat mit seinem Urteil der Bundesregierung zunächst eine 60 Milliarden Euro schwere "Kreditermächtigung" untersagt (auf deutsch: Schulden, die gemacht werden dürfen, von der Bundesregierung aber verschleiernd auch "Sondervermögen" genannt werden). Damit ist die Bundesregierung vom höchsten deutschen Gericht, das die Wirkmächtigkeit seiner Urteile kennt, direkt aufgefordert, jetzt den "Klassenkrieg" gegen die ärmeren Bevölkerungsschichten zu führen. Anders kann es ja nicht bezeichnet werden, wenn Schulden nur noch für den Rüstungsetat und die Unterstützung fremder Kriege aufgenommen werden dürfen, aber nicht mehr für die dringend weiterhin notwendigen und steigenden Sozialausgaben der Bundesrepublik.

Werden wir Gewerkschafter*innen den Kampf dagegen und für eine soziale Gesellschaft aufnehmen? Rüdiger Deissler, Norderney

Thema "Recht auf Analog", ver.di publik 8_2023

Vielen Dank für den Artikel. Als Mitglied vom Verein Digitalcourage bin ich sehr froh, dass auch ihr euch dieses wichtigen Themas annehmt.

Digitalzwang ist Ausgrenzung!

Christa Glaser, Stuttgart

Bei der Lektüre des Beitrags musste ich ständig "Hurra!" rufen: Endlich mal jemand, der für die stillschweigend Entrechteten spricht, und das sind nicht wenige und nicht nur Senioren. Ich wünschte, vor allem die Herren der FDP würden davon Kenntnis nehmen. Zu meiner persönlichen Lage: Ich, Klavierlehrer in Rente, nutze durchaus das Internet, besitze aber kein Smartphone. Ich lebe auch autofrei und als Bahnkunde finde ich es einfach indiskutabel, dass die DB in Absprache mit Volker Wissing das Deutschland-Ticket nur digital anbietet. Wenn die Autorin das Drucken eines Kontoauszugs in der Bankfiliale "wie in der Steinzeit" beschreibt, bin ich einmal nicht ihrer Meinung. Ich lebe in einer schönen Kleinstadt, und den Weg in die Innenstadt, um u.a. meinen Auszug einmal monatlich zu drucken, empfinde ich eher als bereichernden Anlass, aus dem Haus zu kommen und mich zu bewegen. Ich bin seit über 40 Jahren in der Gewerkschaft, und der Beschluss im Bundeskongress im vergangenen September zu einem "Recht auf Analog" zeigt erneut, warum ich weiterhin stolz darauf bin, Mitglied zu sein.

Allan Martin, per E-Mail

In Spanien hatte eine Initiative ihren Ursprung und großen Zulauf, die nach meiner Erinnerung so ähnlich hieß wie"Ich bin alt, aber nicht blöd". Auch wenn Digitales immer weiter analoges Geschehen durch Imitieren zu übertrumpfen sucht, bleibt Leben doch unzweifelhaft analog: Menschen hungern, leiden und sterben in der Ukraine, Palästina, Israel und vielen anderen Gegenden ganz real. Nicht zu vergessen die Auswirkungen, als durch Softwarefehler und Hackerangriffe in vielen Ländern Unternehmen, Dienstleistungen, Banken usw. ausfielen und viele Menschen direkt gravierende Einschränkungen erlitten. Ich denke z.B. an den Ausfall der Kassensysteme in Schweden mit der Konsequenz, dass Geld abheben, tanken und einkaufen längere Zeit unmöglich waren. Bei Abhängigkeit von digitalisierten Prozessen wird häufig die Notwendigkeit und der Sinn eines Plan B übersehen, der notwendig analog sein sollte. Nicht hinnehmbar z.B. finde ich, wenn im Krankenhaus, wie geschehen, weil die IT ausfiel, Patientenakten nicht zur Verfügung stehen, Operationssäle nicht betrieben werden können, Menschen zu Schaden kommen.

Günter Essers, per E-Mail

Thema "Der Tanz um Amazon", ver.di publik 8_2023

Die Vorgehensweise von Amazon in den USA ist die gleiche wie in Deutschland. Einfach unfassbar, mit welcher Rücksichtslosigkeit diese Oligarchen zugange sind. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen einfach nichts mehr bei Amazon kaufen, dann wäre der Fall auch erledigt.

Albert Doninger, per E-Mail

Zum Leserbrief von Hans-Joachim Hitz, ver.di pubik 8_2024

In ihrer Rechnung scheint die Energie, die benötigt wird, um ein Auto zu produzieren, nicht zu existieren. Ein fahrtüchtiges altes Auto zu nutzen, kann weitaus umweltfreundlicher sein, als ein neues zu kaufen. Die Menschen in Afrika werden sich auch meist keine neuen, modernen Autos leisten können, dazu kommt, dass sie auch oft nicht mehr mit deren Mitteln repariert werden können. Vielmehr sind neue Autos mit Computerprogrammen gesteuert, mittels derer sie stillgelegt werden können, wenn sie nicht in einer autorisierten Werkstatt gewartet werden. Das mussten viele Russen mit Mercedes oder VW erfahren, die nach den Sanktionen ihre Autos nicht mehr fahren können. Ich selbst lebe im europäischen Ausland und hier fahren sehr viele Autos, die in Deutschland billig verkauft werden, weil sie keine grüne Plakette haben. Man könnte das gleiche Auto auch auf dem lokalen Gebrauchtwagenmarkt kaufen, allerdings zu einem weit höheren Preis. Da lohnt selbst die Importsteuer.

Carrie Braig, per E-Mail

Thema "Inflationsausgleich für Rentner"

Das ist wieder mal typisch für ein Beispiel echter Diskriminierung. Rentner werden wie Menschen zweiter Klasse behandelt, jetzt auch noch bezüglich der Nichtzahlung einer Inflationsprämie. Es müsste doch ein Aufschrei unter den Rentnern geben, die ihren Unmut über diese Ungerechtigkeit ausüben! Die Rentner, die oft mehr als 40 Jahre ihren Rücken krumm gemacht haben und für den Aufschwung der deutschen Wirtschaft gesorgt haben, sollen jetzt stillhalten? Hans Lindemann, Nordhorn

ver.di publik allgemein

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Euch danken. Für euren unermüdlichen Einsatz, euren Kampfgeist zum Wohle der arbeitenden Bevölkerung. Ihr macht Mut, ihr motiviert, was nötig ist, um diese dicken Bretter zu bohren. Ihr habt die Übersicht, die heutzutage leicht verloren geht.

Danke für die ver.di publik und den Humor in den Cartoons.

Angela Tuscher, Stuttgart