Kaum organisiert, weit zersplittert, nicht durchsetzungsfähig – das war einmal. In München treffen sich Azubis, Gesellen und Meister aus dem Augenoptiker-Handwerk seit Oktober 2023 regelmäßig zum Optiker-Stammtisch, um sich auszutauschen und gemeinsam zu überlegen, wie sie ihre Arbeitsbedingungen verbessern können. Dort entstand nicht nur die Initiative, regelmäßig an der Münchner Berufsschule für Augenoptik und Optometrie präsent zu sein, sondern auch, dass sie Tarifverhandlungen mit der Innung künftig in die eigenen Hände nehmen wollen. Eine ehrenamtliche Tarif­kommission war erstmals bei den Verhandlungen dabei.

So konnte ver.di sich nach konstruktiven Verhandlungen mit dem bayerischen Landesinnungsverband für Augenoptik und Optometrie (LIV) auf einen neuen maßgeschneidertenTarifvertrag für Augenoptiker-Azubis in Bayern einigen und einiges erreichen.

1.000-Euro-Grenze geknackt

Zunächst gibt es mehr Geld. Die Ausbildungsvergütung steigt im ersten Jahr um 170 Euro auf 920 Euro, im zweiten Jahr sind es 980 Euro und im dritten Jahr schließlich 1.070 Euro. Damit wird erstmals die 1.000-Euro-Grenze geknackt. Zuvor hatten sich viele Azubis aus dem ersten Ausbildungsjahr in der Gewerkschaft organisiert. Ergebnis: mehr Freizeit und freie Samstage. Im ersten und zweiten Ausbildungsjahr haben sie nun Anspruch auf mindestens drei freie Samstage pro Monat, im dritten Ausbildungsjahr mindestens zwei freie Samstage. Und es gibt mehr Urlaub! Bisher gab es nur den gesetz­lichen Mindesturlaub von 24 Werktagen für die Auszubildenden. Nun wurde erreicht, dass Auszubildenden mindestens 26 Urlaubstage zustehen. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr steigt der Urlaub sogar auf 28 Tage.

Gerade Blockunterrichts-Wochen kommen die Auszubildenden durch die Fahrtkosten teuer zu stehen. Durch den Tarifabschluss übernehmen die Arbeitgeber künftig die Kosten für ein Deutschlandticket. Diejenigen, die es aufgrund des unzureichenden ÖPNV nicht nutzen können, erhalten ersatzweise einen Mobilitätszuschuss im Wert von 29 Euro, der vor allem für Fahrradkauf oder -wartung genutzt werden soll.

Auch in den Verhandlungen für die Gesellen und Meister wurden bereits einige wichtige Punkte erreicht. Zum Redaktionsschluss lag allerdings besonders für die kräftige Lohnerhöhung noch keine Zustimmung der Innungsmitglieder vor.

Tarifvertrag sendet deutliches Signal

Die nächste Tarifverhandlung findet am 22. Mai 2024 statt. Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass mit diesem Tarifabschluss ein deutliches Signal an andere Landesinnungen, an bisher nicht tarifgebundene Optiker und auch an die kommenden Tarifverhandlungen mit Apollo Optik gesendet wurde. Tom Talsky

Interessenten für den Stammtisch melden sich per E-Mail: FB-a.m@verdi.de