Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene "Werkzeuge" vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt wurden. Dieses Mal erzählt Sozialarbeiterin Nadine Behrens, die bei der Stadt Rottenburg in der Jugendarbeit angestellt ist, von ihren Erfahrungen mit dem Aufbau einer Betriebsgruppe.

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Foto: ver.di TV

Wie kamst du dazu, in der Stadtverwaltung eine Betriebsgruppe aufzubauen? Als ich vor 5 Jahren bei der Stadt angefangen habe – vorher habe ich in der mobilen Jugendhilfe gearbeitet – gab es hier so gut wie keine Strukturen. Ich wusste überhaupt nicht, wer hier Mitglied ist und wie und wo ich jemanden finden kann. Es gab keine Informationen und keine Kommunikation. Das hat mich genervt. Da habe ich angefangen zu recherchieren. Ich habe zwei andere Aktive gefunden. Mit denen habe ich weitergemacht. Wir haben eine Mitgliederliste von ver.di bekommen. Da haben wir geschaut: Wer ist dabei, wen kennen wir schon, wen können wir ansprechen, wen aktivieren? Und dann sind wir in den Austausch gegangen.

Was genau habt ihr gemacht? Wir haben die anderen Mitglieder angesprochen, sind regelmäßig ins Gespräch gegangen, haben immer wieder Einladungen zu unseren Treffen rausgeschickt. Und durch dieses regelmäßige Ansprechen ist das Ganze – auch über die verschiedensten Arbeitsbereiche – gewachsen. Wir haben WhatsApp-Gruppen gebildet, haben uns regelmäßig getroffen und so auch neue Mitglieder gewonnen.

Die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst hat noch mehr Leute aktiviert? Ja, als in der letzten ÖD-Runde das Thema Arbeitsstreik auf dem Tisch war, sind wir durch alle Abteilungen und Kitas gezogen und haben alle angesprochen. Wir haben gefragt: Was nervt euch? Was wollt ihr verändern? Da kam heraus, dass die*der eine oder andere auch noch ver.di-Mitglied war. Und genau diese haben wir versucht, gleich mit einzubinden, haben erzählt, wann wir uns mit der Betriebsgruppe das nächste Mal treffen und haben gefragt: Wollt ihr auch dabei sein? Auf dem Höhepunkt der Tarifrunde hatten wir dann unseren eigenen Streiktag in Rottenburg, da haben so viele Aktive geholfen, das war toll.

Und die Aktiven bleiben auch aktiv? Bei jeder Aktion bleiben immer ein bis zwei Leute langfristig hängen. Dieses Jahr stehen zum Beispiel Personalratswahlen an. Da haben wir mit unserer Betriebsgruppe im Vorfeld eine Telefonaktion gemacht und alle Mitglieder einmal durchtelefoniert. Wir haben uns aufgeteilt, jede*r hat ein paar Mitglieder angerufen. Wir haben gesagt, dass wir Themen sammeln wollen, die wir dann in den Personalratswahlkampf mitnehmen wollen. Also was ist euch wichtig? Das hat gut funktioniert. Bei diesen Gesprächen konnten wir neue Aktive gewinnen, die dann auch gleich beim nächsten Treffen mit dabei waren.

Wie viele seid ihr jetzt? Unsere Betriebsgruppe ist Stück für Stück gewachsen. Von anfänglich drei, die aktiver waren, sind wir jetzt bei 10 bis 15. Das war zwar langwierig, aber es zahlt sich aus.

Deine Tipps für Kolleg*innen aus anderen Betrieben? Einfach anfangen! Wenn man sich nicht traut, mit fremden Menschen zu sprechen, dann mit denen anfangen, die man schon kennt! Anfangen, ins Gespräch gehen und in Kontakt bleiben. Wenn man anfängt, dann ist das wie ein Schneeballsystem.

ver.di bietet dieses und anderes "Gewerkschaftswerkzeug" in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du auf der Seite des Projektes Zukunft der Mitgliedergewinnung unter zdm-werkzeuge.verdi.de