Ausgabe 07/2024
Festgefahrene Verhandlungen
Der Tarifkonflikt beim Bayerischen Rundfunk (BR) spitzt sich zu: Bisher haben zehn Verhandlungsrunden und fast genauso viele Streiktage zu keinem Ergebnis geführt. Die Beschäftigten des BR fordern bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne, während die Arbeitgeber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Notwendigkeit von Kompromissen betonen. Im Oktober folgten nun weitere Arbeitskämpfe, um den berechtigen Forderungen den entsprechenden Nachdruck zu verleihen.
"Zehn Komma fünf, zehn Komma fünf, zehn Komma fünf" – hallt es in Sprechchören durch den Innenhof des Betriebsgeländes am Rundfunkplatz in München. Die Streikenden sind empört über das Angebot des Arbeitgebers. Im April 2024 hatte der BR ein erstes Angebot vorgelegt, welches für 2024 und 2025 gerade einmal Lohnsteigerungen in Höhe von 2,25 Prozent und unter bestimmten Umständen 2,46 Prozent vorsieht. Nach sieben Verhandlungsrunden wurde schließlich eine einmalige Erhöhung von 4,71 Prozent in 2024 angeboten, für 2025 bietet der BR jedoch keine Erhöhung an. Das reicht bei weitem nicht um die Beschäftigten zu entlasten.
Inflation belastet Beschäftigte
ver.di fordert eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, jedoch mindestens 500 Euro. Zusätzlich fordert die Gewerkschaft eine Verbesserung der Sozialleistungen sowie der Arbeitsbedingungen. Wichtige Bestandteile sind ein Anspruch auf Weiterbildung, Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter, eine Elternzeit sowie ein Sabbatical für Feste Freie Mitarbeitende.
"Die Mieterhöhung kam gerade erst und die Preise im Supermarkt sind weiterhin hoch, vor allem die Preise in München steigen", sagt Emanuel Abréu, der beim Radio PULS arbeitet. Die aktuellen Tarifverhandlungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Mitarbeitenden unter hohem Druck stehen: Inflation und steigende Lebenshaltungskosten belasten viele Angestellte, die auf eine angemessenen Kaufkraftausgleich drängen, denn bei der letzten Tarifrunde blieben diese Faktoren quasi unberücksichtigt. "Unsere Mitglieder verdienen eine faire Entlohnung für ihre Arbeit", betont Annette Greca von ver.di, "deswegen setzen wir uns dafür ein, dass die Gehälter entsprechend der Inflation angepasst werden, um die Lebensqualität der Beschäftigten zu sichern."
Streiks als letztes Mittel
Die Gewerkschaft sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Attraktivität des BR als Arbeitgeber zu erhöhen und Fachkräfte zu halten. Greca macht deutlich: "Der BR kann es sich nicht leisten, Talente zu verlieren und muss als moderner und attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden." Und auch die Beschäftigten sehen Handlungsbedarf: "Wir kommen mit unseren Löhnen und Gehältern einfach nicht mehr hin. Leider müssen wir weiter streiken, weil es wegen dem niedrigen Arbeitgerangebot notwendig ist, auch wenn es niemand schön findet", sagt Susanne Delange, Redakteurin einer Wissenssendung im BR. ver.di hatte mit den Gewerkschaften BJV und Unisono erneut im Oktober bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe zum Warnstreik aufgerufen, um auf die Anliegen der Beschäftigten aufmerksam zu machen.
Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, um den Konflikt zu entschärfen. Eine Schlichtung wurde von ver.di bereits angeboten, postum vom BR aber abgelehnt. "Die Tarifrunde zieht sich schon lange hin und überall werden bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Land auf und Land ab, identisch schlechte Angebote vorgelegt. Diesem Unsinn kann man durch ein attraktives Angebot in den Verhandlungen begegnen, denn Wertschätzung drückt sich nun mal auch in der Vergütung aus", sagt Werner Przemeck Vorsitzender des Verbands öffentlich-rechtlicher Rundfunk.
Zwischenzeitlich hat der BR ein Sparprogramm angekündigt, bei der ganze Sendungen wegfallen oder drastisch eingekürzt werden. Die Kolleginnen und Kollegen organisieren derweil bereits den nächsten Arbeitskampf.