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Die Klinik im Grünen kann jetzt nicht nur mit ihrer Lage punkten, sondern auch mit den ArbeitskonditionenFoto: GLG

Bindung an die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes, Mitgliedergewinnung, sehr gute Arbeitsbedingungen – mit diesen Attributen punktet das Martin-Gropius-Krankenhaus im brandenburgischen Eberswalde, eine Schwerpunktklinik für psychiatrische und neurologische Erkrankungen. Bevor diese Erfolge möglich wurden, gab es erst einen heilsamen Schock: "Vor mehr als fünf Jahren werteten wir bei einer Klausurtagung das Entgeltniveau in unserem Krankenhaus aus", erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende Marco Stropp. "Wir standen damals sehr schlecht da bei den Gehaltshöhen, aber auch bei der gewerkschaftlichen Organisationsquote." Es musste etwas geschehen.

Stropp und der stellvertretende BR-Vorsitzende Ingo Zimmermann, beide lange in ver.di organisiert, brachten mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft ein Projekt auf den Weg, das die Tarifpolitik im Betrieb stärken sowie die Zahl der ver.di-Mitglieder deutlich erhöhen sollte. Innerhalb von viereinhalb Jahren setzten sie beides erfolgreich um. Nach Jahren der Stagnation bei der Bezahlung erkämpften der Betriebsrat und ver.di 2020 Entgelterhöhungen von insgesamt 21 Prozent.

Beflügelt durch das gute Ergebnis, aber auch dank vieler Informationen für die Beschäftigten über Sinn und Zweck von Tarifverträgen, stieg fortan die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in der Belegschaft stark an. "Mit viel Unterstützung im Rücken konnten wir 2023 erstmals in der über 150-jährigen Geschichte dieses Krankenhausstandortes streiken", sagt Marco Stropp mit Stolz.

Dabei ging es um die Anlehnung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Denn obwohl das Martin-Gropius-Krankenhaus 2006 zur öffentlichen Hand in Gestalt der Landkreise Barnim und Uckermark sowie der Stadt Eberswalde übergegangen war, hatte das fatale Folgen für die Bezahlung. "Die Bindung an den zuvor geltenden Tarifvertrag BAT-Ost wurde im Besitzstand eingefroren", so Ingo Zimmermann. "Bis wir 2019 das Tarifprojekt starteten, belief sich der Gehaltsabstand gegenüber Kolleg*innen, die nach TVöD bezahlt werden, auf durchschnittlich dreißig Prozent."

Ziel erreicht

Nach den ersten Entgelterhöhungen 2020 ging es beim Arbeitskampf drei Jahre später um den Anschluss an die Bezahlung wie in anderen kommunalen Krankenhäusern. Belegschaft, Betriebsrat und ver.di waren – mit Unterstützung des örtlichen DGB – schließlich erfolgreich: Zum 1. Januar dieses Jahres traten für alle Gewerkschaftsmitglieder in der Belegschaft die Entgelttabellen des TVöD-K mit den Anlagen A und E in Kraft, für die Nichtmitglieder drei Monate später. Obendrein gilt im Krankenhaus seit Anfang 2024 die Entgeltordnung der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA).

"Es war bitter notwendig", so Marco Stropp. "Schließlich stehen alle Krankenhäuser im Wettbewerb um gute Fachkräfte." Dank guter Arbeitsbedingungen und dem deutlich gestiegenen Lohnniveau kann die Fachklinik, die zum GLG-Konzernverbund mit unter anderem fünf Krankenhäusern, einer Fachklinik für Rehabilitation, Medizinischen Versorgungszentren sowie einem ambulanten Pflegedienst gehört, heute bei Bewerber*innen punkten.

Ein Arbeitsplatz in der im Grünen gelegenen Klinik zieht mittlerweile Personal für die ärztlichen, pflegerischen, physiotherapeutischen und weiteren Stellen an. "Neben der Verbesserung der Bedingungen ging es uns bei dem Projekt auch darum, ein Signal zu setzen, das über den Standort hinausgeht. Wir wollen der gesellschaftlichen Spaltung in der Region entgegenwirken, direkte Demokratie stärken und Lösungen für Probleme aufzeigen", betont der Betriebsratsvorsitzende, der zugleich KBR-Vorsitzender im GLG-Verbund ist.

Neben dem Hauptziel Tarifbindung hat der Betriebsrat weitere Erfolge vorzuweisen. Er konnte die Auslagerung des Küchenbereichs verhindern und für Quereinsteiger berufliche Perspektiven bieten. Psycholog*innen, die in der Ausbildung zu psychologischen Psychotherapeut*innen sind, bekommen während ihrer Praxisphase in der Klinik von Tag Eins an das volle tarifliche Grundgehalt. "Damit waren wir bundesweit ganz vorn", berichtet Ingo Zimmermann.

Doch es bleiben die aktuellen Sorgen, die viele Krankenhausbetriebsräte umtreiben. "Wir wissen nicht, wann die von Gesundheitsminister Lauterbach angekündigte Reform umgesetzt wird. Aber wir müssten Vorkehrungen treffen", so Marco Stropp. Zudem drücken Kostensteigerungen für Personal sowie Energie auch dieses finanziell gut aufgestellte Krankenhaus, zumal es derzeit keine aktuellen Budgetvereinbarungen mit den Krankenkassen und dem Land Brandenburg gibt. Hier müsse dringend etwas passieren. "Klar ist aber, dass wir immer weiterkämpfen!"