Ausgabe 08/2024
Der Weichensteller
Mit dem Start in die Freistellungsphase meiner Altersteilzeit ging mein Engagement als Jugendbegleiter an der Realschule in Uhingen los. Seit 2007 habe ich etwa 500 bis 600 Schülerinnen und Schüler an den Schulen meiner Heimatstadt begleitet. Mein Fokus bei den unterschiedlichen Projekten lag dabei immer auf der Vermittlung von handwerklichen Fähigkeiten. Grundsätzlich geht es beim Jugendbegleiter-Programm vom Land Baden-Württemberg um eine Ergänzung des schulischen Ganztagsangebots. Mein Herzensprojekt ist der Eisenbahn-Modellbau. Dieses Angebot betreue ich seit dem Jahr 2010. Damals erhielt die Schule im Rahmen der Bildungsinitiative "Spielen macht Schule" den Zuschlag für den Modellbau. Aktuell kommen acht Jungs an einem Nachmittag in der Woche zu mir und meinen drei Kollegen. Das ist natürlich ein großartiges Betreuungsverhältnis. Wir treffen uns in einem ehemaligen Vereinsraum nahe der Realschule. Dort können wir unsere Modelle dauerhaft stehen lassen und zusammen an den Anlagen (12 Stück) weiterbauen. Immer wieder bekommen wir auch zusätzliches Material, wie Gleise und Züge, geschenkt. Das freut uns besonders.
"Meine Botschaft: Eine Ausbildung lohnt immer"
Im Eisenbahn-Modellbau sind die Schüler gleichzeitig Gleisbauer, Signal- und Steuerungstechniker, Lokführer, Heizer, Betriebs- und Beleuchtungstechniker und Anlagengestalter. Da werden also jede Menge technischer Fähigkeiten abgerufen. Für mich ist es immer wieder schön, wenn ich als Mensch älteren Semesters den jungen Leuten etwas vermitteln kann. Wenn ich ihre Fragen so beantworten kann, dass sie daraus auch auf längere Sicht einen Mehrwert schöpfen. Aber auch ich profitiere von der Arbeit mit den Schüler*innen. Der Kontakt zu jungen Menschen hält mich geistig fit und aktiv. Mein Eindruck ist, dass es viele junge Menschen gibt, die nach sinnvollen Aufgaben und einer gewissen Verantwortung lechzen. Ich versuche ihnen etwas aus der Arbeitskultur nahezubringen. Ich möchte ihnen vermitteln, dass für gewisse Aufgaben spezielle Kenntnisse notwendig sind. Und dass man diese Kenntnisse erlernen kann. Eine Ausbildung lohnt sich immer, das ist meine Botschaft.
Von Hause aus bin ich Automobilmechaniker-Meister und war daher auch in der Prüfungskommission der Industrie- und Handelskammer (IHK) tätig. Schon in meinem Berufsleben habe ich also viel Erfahrung in der Arbeit mit Auszubildenden gesammelt. Für die etwa 10 Stunden in der Woche, die ich in meine Tätigkeit als Jugendbegleiter stecke, bekomme ich eine kleine Aufwandsentschädigung. Doch das Geld ist eigentlich eher nebensächlich für mich. Vielmehr motivieren mich die zahlreichen schönen Erlebnisse gemeinsam mit den Schüler*innen, um weiter am Ball zu bleiben. Denn ich habe mich schon immer gerne für andere stark gemacht. Zunächst in der IG Metall und dann in der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), die später in ver.di aufging.