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Ernst Grube bei einer Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte DachauFoto: Parvin Ghahraman

Als "Halbjude" erlebte Ernst Grube schon als Kind Ausgrenzung und Todesangst. Die letzten Kriegsmonate überlebte er im Ghetto Theresienstadt. Nach 1945 war er politisch und als Zeitzeuge aktiv – bis heute. Unermüdlich kämpft er weiter gegen Faschismus und Krieg.

"Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben" lautet der Titel eines Buches, das vor zwei Jahren vom NS-Dokumentationszentrum München veröffentlicht wurde. Der Untertitel präzisiert dieses Zitat des mit dieser Buchveröffentlichung Geehrten: "Geschichte und Wirkung des Shoah-Überlebenden Ernst Grube".

16 Autorinnen und Autoren nahmen den 90. Geburtstag Ernst Grubes am 13. Dezember 2022 zum Anlass, Leben, Motivationen und Werk des bereits als Kind mit seinen Familienangehörigen von den Nazis Verfolgten zu schildern. Schon kurz nach der Befreiung im Jahr 1945 begann sein Engagement als Antifaschist, unter anderem oft auch in gewerkschaftlichen Zusammenhängen. Er war unterwegs für eine Welt des Friedens und der Freiheit, ohne Faschismus und Krieg, wie sie die befreiten KZ-Häftlinge einst forderten.

Grubes von ihm selbst geschilderten und zum Teil bereits schriftlich veröffentlichten Lebens- und Verfolgungswege während der NS-Herrschaft in München, die Deportation seiner jüdischen Mutter mit ihm und seinen Geschwistern Werner und Ruth ins Lager Theresienstadt und dort schließlich die Befreiung durch die Rote Armee, stehen am Anfang des Buches. Es folgen weitere Berichte über sein beginnendes Interesse an antifaschistischen, linken, sozialistischen, gewerkschaftlichen und kommunistischen Initiativen in den Nachkriegsjahren.

Solcherart Engagement war in der Bundesrepublik jedoch bald vielerorts, beginnend mit den 1950er Jahren und manchmal bis heute, von politisch und oft auch juristisch tonangebenden Kräften nicht mehr erwünscht. Darüber informiert in dem Buch der von Friedbert Mühldorfer verfasste Bericht. "Verweigerte Normalität. Ernst Grubes politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland."

Aber auch dadurch – Gefängnishaft inklusive – ließ sich der Zeitzeuge nicht von seinem Weg abbringen. Nach wie vor – im Dezember dieses Jahres wird Ernst Grube 92 Jahre alt – ist er an vielen Orten, soweit ihm das gesundheitlich möglich ist, unterwegs: In Schulen und Jugendzentren, bei Organisationen, Vereinen und Verbänden, kirchlichen und weltlichen Einrichtungen. Und bleibt seinen Prinzipien treu.

Endlich wird dies auch mit "höheren Ehren" bedacht: mit der Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt München, dem Bundesverdienstkreuz, um nur einige zu nennen. Vor allem aber: Ernst Grube sieht sich noch immer in der Lage, als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau e.V., im Kuratorium der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten und in einer Reihe weiterer Institutionen zu wirken.

Von Ernst Antoni